
Einer meiner allerliebsten Suppen ist eine Graupensuppe. Die gab es bei uns immer am Waschtag, der immer auf einen Dienstag fiel. Das war so sicher, wie das Teppichklopfen am Montag und das Fischgericht am Freitag. Heute können sich die jungen Menschen nicht mehr vorstellen, was in den frühen fünfziger Jahren ein Waschtag bedeutete. Das war schwere körperliche Arbeit, die einen ganzen Tag in Anspruch nahm, bevor die Wäsche im Garten zum Trocknen auf der Leine hing.
Für die große Wäsche gab es einen gesonderten Raum im Keller: die Waschküche. Früh am Morgen wurden die Kessel mit der Lauge angeheizt und der Dampf, vermischt mit dem Geruch nach Seife und Waschpulver, hing schwer in der Luft.
In der Küche stand die Graupensuppe auf dem Herd und duftete verlockend. Bei uns wurde zuerst eine Rindfleischsuppe aus Fleisch und Knochen zubereitet, in der dann einiges an Gemüse und Graupen gegart wurden. Speziell für diese Suppe wurden die großen Graupen genommen, die auch „Kälberzähne“ hießen.
Graupen bestehen in der Regel aus Gerste, die zuvor enthüllt, entspelzt, geschält und poliert wurden. Meistens werden sie als Suppe zubereitet. „Graupensuppe ist eine reiche Quelle von pflanzlichem Eiweiß und Kohlenhydraten, enthält große Mengen an löslichen Ballaststoffen, die die Verdauung verbessern und Verstopfung, Blähungen und Magenschmerzen vorbeugen. Dank seiner harntreibenden Eigenschaften ist er ideal bei Durchfall oder Verstopfung.“ (Wikipedia)
In anderen Kulturen steht die Graupe häufiger auf dem Speiseplan. Die Bündner Gerstensuppe gibt es in Graubünden in so vielen Variationen, wie es dort Täler und Weiler gibt. In Südösterreich und Slowenien werden Graupen als Ritschert zubereitet, in der jüdischen Küche heißt diese Variante dann Tscholent. In Südtschechien werden Graupen mit getrockneten Pilzen gekocht. In alten Zeiten, als der Advent noch als Fastenzeit galt, war „houbový kuba“ ein typisches Weihnachtsessen.

Graupensuppe mit Rindfleisch
Zutaten:
400 g Suppenfleisch Querrippe
2 Stange Lauch
1/4 Sellerieknolle
200 g Möhren
400 g Kartoffeln
1 Zwiebel
150 g Graupen (die Dicken, auch Kälberzähne genannt)
25 g Butterschmalz
Salz
Majoran
und falls man hat einen

Zubereitung:
Das Kartoffeln, die Zwiebel und das Suppengemüse rüsten und klein schneiden.
Das Suppenfleisch in kaltem Wasser mit Lorbeerblatt und Nelken aufsetzen und so lange köcheln, bis das Fleisch gar ist. Das Fleisch herausnehmen, die Knochen auslösen und das Fleisch klein schneiden.
Das Suppengemüse inkl. der Kartoffeln in heißem Butterschmalz anrösten. Mit der Brühe auffüllen und die Fleischwürfel mit den Graupen zur Suppe geben.
Nach ca. 20 Minuten sind die Graupen gar. Jetzt mit Salz und Majoran abschmecken.
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