Mohrrübentopf mit Schwemmklößchen und Schweinebacke

Die Karotte, Möhre oder Mohrrübe gehört zu den allerersten Gemüsen, mit denen wir sicherlich in der frühen Kindheit von unseren Müttern konfrontiert wurden. Diese schlichte Pflanze ist in der ganzen Welt zu Hause, und sie wird sicher nicht nur von Häschen geschätzt.

Der Planet Erde ist blau, das Gras grün, die Karotte orange. Das weiß sogar ein farbenblindes Kaninchen. Dabei ist die Möhre ursprünglich nicht orange. Sie ist rot oder purpurn und wächst wild. Wahrscheinlich stammt sie aus Zentralasien. Manches Mal ist sie gelb, in Europa meist weiß und setzt sich nur schwer durch.

In der Antike fand man sie widerlich. Obwohl man um ihren therapeutischen Nutzen wusste. Angeblich macht sie den Po schön rosig, sorgt für Durchblick und hält fit. Im Mittelalter ist sie wie das meiste Wurzelgemüse eine Arme-Leute-Speise. Sie kostet nicht viel und wächst beinahe überall. Beim Adel kommt sie deshalb nie auf den Tisch, bis es die süßere orangefarbene Version gibt.

Der Legende nach haben holländische Gärtner sie zu Ehren von Wilhelm I. gezüchtet, auch der Schweiger genannt, dem Befreier der Niederlande. Der protestantische Fürst von Oranien erhebt sich gegen die katholischen Spanier und erlangt zum Teil die Unabhängigkeit der Niederlande, die man die sieben vereinigten Provinzen nannte.

Als die Gärtner die rote Möhre mit der weißen kreuzten, erhalten sie die orangefarbene, die man heute isst, und die fröhlich stimmt. Das ist wissenschaftlich belegt. Forschern aus Harvard zu Folge, steigt die Stimmung mit dem Anteil an Carotinoiden.

Diesen holländischen Züchtern sind wir also zu Dank verpflichtet. Ihrer Verehrung für den Fürsten von Oranien verdanken wir unser Wohlempfinden – auch wenn diese Geschichte nicht belegt ist.

Das werden wir ohnehin nie erfahren, aber wir werden weiterhin die Karotte auf allerlei Art und Weise zubereiten.

wilde Möhre am Wegrand

Auch in meiner Kindheit, war die Mohrrübe ein steter Begleiter in unserer Küche und sie wurde in vielerlei Gerichten verarbeitet. Im Frühling kombinierte man sie gerne, vor allem an Sonn- und Feiertagen, mit Erbsen, wie es bereits die große Chronistin der Westfälischen Küche Henriette Davidies im „praktischen Kochbuch für die gewöhnliche und feiner Küche (1848) vorschlug. Ich beherzige heute noch ihren Rat: „Rüben, als ein wäſſeriges Gemüſe, bedürfen zum Kochen viel weniger Waſſer, als alle andern Gemüſe“ – und gare Möhren gerne im Butter.

Im allgemeinen wurde die Möhre nur als „Wurzel“, oder auf Plattdeutsch als „“Wuorttel“ bezeichnet. Das Ruhrgebiet mit seiner bildhaften Sprache fand dann auch für diverse „Wurzeleintöpfe“ solche Namen wie: „Möhreneintopf Polizeifinger“. Das war ein Hinweis darauf, dass die Möhren nicht gewürfelt, sondern in fingerlange Stäbchen geschnitten wurden. Ansonsten war der gängige Name der „Wuorttelpott“.

Am besten schmecken Möhren im Frühsommer, wenn die ersten geerntet werden können und auch die ersten Erbsen aus den prallen Schoten gelöst werden konnten. Aber wie schon erwähnt sind Möhren ein Ganzjahresgemüse und darum gab es am häufigsten den

Wuorttelpott mit Schwemmklößchen und Schweinebacke

Zutaten:
250 g geräucherte Schweinebacke, (ersatzweise geräucherter Bauchspeck), 500 g Kartoffeln, 750 g Mohrrüben, 1 Lorbeerblatt, 2 Nelken, Salz, Pfeffer, Petersilie
für die Schwemmklößchen:
30 g Butter, Salz, geriebene Muskatnuss, 1/8 l Milch, 75 Mehl, 2 Eier

Zubereitung:
Die Schweinebacke mit Wasser aufsetzen und vorgaren.

Kartoffeln schälen, Mohrrüben schrappen, beides in Würfel schneiden und mit dem Lorbeerblatt und den Nelken zum Fleisch geben. 30 Minuten kochen lassen, die Gewürze wieder herausnehmen und den Eintopf mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Die Schweinebacke herausnehmen, in Scheiben schneiden und warm stellen.

Für die Schwemmklößchen die Butter, Salz und Muskat in der Milch aufkochen, das Mehl hineinschütten und die Masse rühren, bis sie sich vom Topf löst (Brandteig). Die zwei Eier nach und nach einarbeiten, bis der Teig eine glänzende Haut hat. Mit einem Esslöffel Klößchen abstechen und auf dem Eintopf verteilt, garziehen lassen.

Die Schweinebacke entweder separat oder in Würfel geschnitten zum Eintopf geben.

Vor dem Servieren feingehackte Petersilie drüberstreuen.

Ein abschließendes Wort zur Schweinebacke: Sie ist nicht mehr überall verbreitet und oft nur unter ihrem italienischen Namen Guanciale zu finden. Die Schweinebacke hat nichts mit Schweinebäckchen zu tun, sondern ist ein Teil des Schweinekopfes. Vegetarier können diese Beilage auch ganz weglassen, der „Wuorttelpott“ schmeckt trotzdem.

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