Warme Mehlspeisen waren mir vollkommen unbekannt, bevor ich das erste Mal nach Österreich kam. Aber bald lernte ich dieses kulinarischen Highlight der österreichischen und böhmischen Küche schätzen und lieben. Die Auswahl vergrößerte sich, als ich dann öfters in Tschechien war: Liwanzen und Dalken kamen dazu. Vor allem mochte ich die „ovocné knedlíky“. Es sind Knödel, die aus einem Hefe-, Kartoffel- oder Topfenteig hergestellt werden. Ich persönlich schätze den Topfenteig am meisten. Da jedoch guter Topfen (trockener Quark) in Deutschland nicht überall erhältlich ist, habe ich mich für den Hefeteig entschieden. Wobei: trockenen Topfen kann man auch selbst leicht herstellen, indem man Quark über Nacht in einem Käsetuch austropfen lässt und die Restflüssigkeit herauspresst. So ein Käsetuch oder auch Passiertuch genannt sollte in keiner Küche fehlen.

Diese ovocné knedlíky sind östlich mit Obst gefüllt: Zwetschgen, Aprikosen oder auch Erdbeeren. Eine besondere Stellung nehmen dabei die „Borůvkové knedlíky“ ein, deren Innenleben eine Heidelbeerfüllung ist. Dazu werden sie oft noch mit Heidelbeerkompott übergossen.
Seit einiger Zeit gibt es ganzjährig Heidelbeeren zu kaufen. Auch ich bin einmal der Versuchung erlegen. Aber wonach schmecken die eigentlich? Es ist nur ein entfernter Geschmack, den jene Beeren besitzen, die ich lange Zeit selbst im Südschwarzwald gesammelt habe. Inzwischen habe ich einen Ersatz gefunden. In der Tiefkühltheke werden seit Neuem Wildheidelbeeren angeboten. Das verlockt geradezu, diese klassische, herrlich herbe Mehlspeisen auch außerhalb der Heidelbeersaison zuzubereiten. Man kann sogar komplett fertigen Heidelbeerknödel aus dem Tiefkühlregal zu nehmen. Doch wenn ich die Zutatenliste lese, möchte ich mir das nicht antun.
Zutaten:
400 g Weizenmehl, 1 EL Zuckere, 1 Prise Salz, 200 ml lauwarme Milch, 20 g Hefe, 1 Ei, 250 g Wildheidelbeeren
40 g Butter, 150 g Heidelbeeren (oder ein Glas Heidelbeerkompott), 100 g Zucker, 150 g Topfen oder Sauerrahm
Zubereitung:
Mehl, Zucker und Salz mischen. Milch und Germ dazugeben. Vermengen und zugedeckt 30 Minuten gehen lassen. Das Ei hinzufügen und mit dem Knethaken des Mixers kneten, bis der Teig schön glatt ist.
Abgedeckt 1 Stunde ruhen lassen, bis sich der Teig etwa verdoppelt hat. Zu einem etwa 1 ½ Zentimeter dicken Rechteck ausrollen und in 12 Quadrate schneiden.
In die Mitte jedes Quadrats 1 Esslöffel Heidelbeeren geben, die Ränder darüber zusammenschlagen und eine Kugel formen. Die Knödel 10 Minuten ruhen lassen.
Einen Topf mit Wasser und einem Dämpfeinsatz zum Kochen bringen und die Knödel 8 Minuten lang dämpfen. Ein Dampftopf mit flachem, gelochtem Boden ist dafür ideal.
Den Boden mit einem feuchten Geschirrtuch oder einem Stück Backpapier auslegen, damit die Knödel nicht am Boden festkleben. Alternativ können die Knödel auch in leicht gesalzenem Wasser sanft gekocht werden, wenn kein Dampfgarer zur Verfügung steht.
Mit zerlassener Butter, zerdrückten Heidelbeeren oder auf Heidelbeerkompott, Zucker und zerbröseltem Topfen oder Sauerrahm servieren.