Reibekuchen – Rievkooche – Reibeplätzchen und Co.

Rievkooche gehören zum Rheinland wie Altbier und Karneval. Aus dem Stadtbild ist die gute, alte Rievkooche-Bud schon lange verschwunden, doch auf jedem Volksfest und jeder Kirmes gehört sie immer noch dazu. Und mancher Gasthof hat seinen festen „Reibekuchentag“. So auch im „Haus Kleinlosen“in Krefeld. Und wenn Reibekuchentag ist, dann ist es rappelvoll. Reibkuchen sind nicht nur ein Essen, sondern immer auch Nahrung für die Seele.

Rievkooche im Restaurant Haus Kleinlosen


Ursprünglich war der Reibekuchen ein Armeleute-Essen. Kartoffeln gab’s (fast) immer. So wissen wir von Joachim Ringelnatz, dass er im Ersten Weltkrieg welche gebraten hat – zubereitet aus vom Feld geklauten Kartoffeln, gebacken in feinstem Maschinenöl. Obwohl: “Reibekuchen alleine braten, alleine essen, ist vollkommen sinnlos“, schrieb Jürgen Becker. „Dazu gehören immer zwei. Jemand, der an der Pfanne steht, und jemand, der vor dem Teller sitzt“. Als Kind durften wir zum Reibekuchen immer einen Freund einladen, und so wie wir als Kinder in der Küche auf die nächste Portion frische Reibekuchen warteten, vereint es uns auch heute wieder, wenn wir im Gastgarten sitzen und der würzig-ölige Geruch durchs Gelände zieht.
Die Liebe zum Reibekuchen ist unverwüstlich: Auch die Bläck Fööss wussten davon ein Lied zu singen: „Mamm, Mamm, schnapp die d’r Pann, mir wolle Rievkooche han“.
Ursprünglich gab’s Reibekuchen im katholischen Rheinland immer freitags, schließlich sind sie fleischlos. Und auch wenn es Leute gibt, die Rievkooche heute mit Lachs oder Tartar essen – am besten schmecken sie auf traditionelle Weise: Mit Schwarzbrot und Apfelkompott oder Zuckerrüben-Sirup.
Auch wenn die Rheinländer gerne glauben, die Rievkooche erfunden zu haben – die in Fett ausgebackenen geriebenen Kartoffeln gibt’s in ganz Deutschland – und darüber hinaus!
Im Ruhrgebiet heißen sie „Reibeplätzchen“, in Berlin „Kartoffelpuffer“, in der Pfalz „Bambes“, in Bayern „Reiberdatschi“, im Erzgebirge „Griene Fratzen“, in Franken „Baggers“. In Polen heißen sie „Placki Kartoflane“ und werden mit etwas Knoblauch zubereitet und mit saurer Sahne gegessen und in den USA nennt man sie „Hash Browns“. Doch Schweizer Rösti sind mit nur durch die Zutaten verwand. Der wesentliche Unterschied ist, dass sie aus gekochten Kartoffeln hergestellt werden und nicht in reichlich Öl, roh, fast schwimmend im Fett ausgebacken werden.
1 kg Kartoffeln
1 Zwiebel
Salz
eventuell Kartoffelstärke
Rübenkraut (Grafschafter Goldsaft) oder Apfelmus
Öl zum Braten

Die Kartoffeln und die Zwiebeln auf der Reibe fein reiben, salzen, und fertig ist der Teig. Eventuell, wenn die Kartoffeln sehr wässerig sind, etwas Kartoffelstärke zugeben.
Knusprig in Öl braten. Mit Rübenkraut oder Apfelmus servieren.

Werden die Kartoffeln nicht fein gerieben, sondern geraffelt, spricht man Schibbelskuchen, der in aller Regel als pfannegroßer Kuchen mit Speckwürfeln gebraten und mit Salat serviert wird.
Im Kochbuch der Edith Bong fand ich das Rezept zu Schnibbelskuchen:

Gib mich doch mal drei von Deine Pillekuchen. So sagt man in Düsseldorf. Hier haben wir die Düsseldorfer Variante vom Schnibbelskuchen. Die Kartoffelmasse wir mit Pfannkuchenteig gestreckt, aber ebenfalls mit Speckwürfeln gebacken.

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