Vegetarisch oder vegan – das passt eigentlich nicht zu Bosnien. Aber ich wurde mit der Nase auf das Restaurant „Karuzo“ gestoßen. Eigentlich hatte ich Slow Food Tipps für Bosnien und Herzegowina gesucht und da wurde das „Karuzo“ erwähnt. Auf die Slow Food Tipps gehe ich in einem anderen Beitrag noch ein. Der Tipp kam bei Tripadvisor , aber auch in anderen Foren gab es überaus gute Kritiken für das Karuzo. Die einzige nicht sehr gute Kritik begann mit den Worten: „Hier brauchen Sie starke Nerven. Vom Betreten des Lokals bis zum Eintreffen der Vorspeise vergingen schon mal schlanke 50 Minuten.“
Das sollte für mich kein Problem sein, denn ich habe ja immer ein Buch dabei. Wie sagt man im arabischen Raum? Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt. Es ist gar nicht so einfach, das Karuzo zu finden. Von außen erkennt man es nicht gleich als Restaurant. Es gleicht eher einem Abstellvorbau. Doch innen war es recht nett eingerichtet und der Wirt brachte mir alsbald ein Mineralwasser und Apfelbrand. Und damit sind bereits bei den einzigen beiden Positionen von der Karte, die ich uneingeschränkt empfehlen kann.
Ich war zweimal dort. Beim ersten mal aß ich als Vorspeise eine Linsensuppe, die relativ geschmacksneutral war. Dann gab es Dorade mit gegrilltem Gemüse und Kartoffel. Ja, die Dorade war gut, das Gemüse hatte Biss, aber nicht soviel wie die Kartoffeln. Gut Kartoffeln brauch ich nicht unbedingt.
Ich hatte einiges auf der Karte gesehen, was ich gerne probiert hätte und bin, wie bereits erwähnt, ein zweites mal dort gewesen. Diesmal keine Vorspeise, dafür lieber ein Dessert das der Wirt, Koch und Alleinunterhalter hoch angepriesen hatte: Vegane Eiscreme mit Meersalz und Olivenöl. Beim Hauptgang drängte er mich ein wenig zum Meeresfrüchterisotto. Dafür konnte ich mich erwärmen.
Die Portion war nicht XXL wie in einer Kritik geschrieben wurde, die Portion, die kam, war XXXXL. Ich stocherte ein wenig im Reis, denn ab hier spreche ich besser nicht mehr von Risotto.
Der Wirt kam um zu hören, ob alles in Ordnung sei. So kamen wir ins Gespräch, was das für ein Reis sei. Die Antwort wurde schwierig – über den Umwege, dass man in Bosnien nicht so recht alles kaufen kann, verriet er mir, das dies der Reis sei, den er für Sushi nimmt (eine der besonderen Spezialitäten des Hauses).
Dann kamen wir zum Thema Meeresfrüchte. „Da sind ja schon einige Miesmuscheln drin“, sagte ich. Verwies auf die einsame Garnele die oben auf einsam thronte und fragte nach, was das rote etwas im Reis sei? „Krebsfleisch“ war die Antwort. Das war aber kein Krebsfleisch, das war Surimi, ein Krebsimitat. OK Surimi muss ja nicht schlecht sein. Aber insgesamt passte nichts.
Der Wirt verwies mich zwei- oder dreimal auf die rote scharfe Sauce, die einen Teil vom Reis bedeckte. „Gut, nicht wahr? Finden alle Leute gut. Eine Spezialsauce von mir.“ Naja, dafür, dass es kein Risotto war, konnte man auch eine scharfe Tomatensauce darüber kippen. Ich mag es nicht, wenn so suggestiv gefragt wird. Ich wunder mich ja auch immer wieder bei You Tube über die Titel wie: „Sie werden Ihr Hähnchen nie wieder anders zubereiten wollen“. Auf jeden Fall impliziert das eine starke Sebstüberzeugung oder von geringe Kochkenntnissen. Bis auf wenige Probierhappen ging der ganze Gang zurück.
Zum Dessert kann ich nichts sagen, denn ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich hausgemacht war. Eines war auf jeden Fall stark: die Preise.
Ich habe in Sarajevo nur noch einmal so teuer, aber nicht ganz so teuer gegessen. Das war in den „The Four Rooms Of Mrs. Safije“. Da war jeder Bissen ein Genuss und für das was geboten wurde preiswert. Aber dazu kommen wir in meiner Restaurantempfehlung..
Zurück zum „Karuzo“. Der Hauswein war flach und hatte kaum Körper, aber eben – es war der Hauswein. Empfehlen würde ich das Karuzo nicht, außer man ist durch und durch Veganer oder Vegetarier, denn da bietet Sarajevo etwas wenig.
Meeresfrüchterisotto
Für ein Risotto mit Meeresfrüchten nehme ich gerne den Reis aus der Camargue. Diese edle, Reisspezialität gibt es als weißen und roten Reis und wächst in der Camargue im Süden Frankreichs. Der weiße Reis verbreitet einen süßen, exotischen Duft nach Jasmin und ist mit Safran perfekt für Schalentiere und Meeresfrüchte.
Die Meeresfrüchte kaufe ich als TK Ware bei einem portugiesischen Händler (Fonsecca) hier vor Ort.
Ein wenig Olivenöl, 1 bis 2 Knoblauchzehen fein gehackt, 3 – 4 Stengel krause Petersilie und zwei Schuss pastise – 7 – 10 Minuten garen.
Restaurantempfehlung
„The Four Rooms Of Mrs. Safije“
sind absolut empfehlenswert. Das Restaurant ist nicht allein vegetarisch ausgerichtet, aber auf der Karte befinden sich Speisen, die jeden Vegetarier glücklich machen.
Fotos habe ich hier keine gemacht, hole ich das nächste mal nach.
Mein Menu:
Tomaten-Mozzarella-Kroketten, Basilikum-Hummus, geröstete Haselnüsse, Cherry-Tomaten
Kalbsrückenfilet, gegrillte Zucchini, Cherrytomaten, gebratener Bulgur, Senfkörnersauce
Himbeermousse, frische Himbeere, Himbeersauce
Der Preis: 25,50 Euro (2021)
Čekaluša 61
71000 Sarajevo
Bosnia & Herzegovina