Vor wenigen Tagen blätterte ich in einem Prospekt des slowenischen Fremdenverkehrsamtes.
Die Küche Sloweniens interessiert mich, weil meine liebste Freundin von dort her kommt. Wir haben schon oft festgestellt, dass sich viele Speisen gleichen. Sicherlich auch deswegen, weil sie aus einer Bergbauregion kommt und ich die Küche des Ruhrgebiets kenne. Da gab es ein Gericht, das hieß „Bergmannssonne“ (Funšterc ali knapovsko sonce) – ein knusprig gebratener Eierpfannkuchen. Ich rief sofort Marija an und sie bestätigte mir das Gericht; ferner erfuhr ich, dass es mit Blattsalaten gegessen wurde – oder immer noch so gegessen wird.
Wie sich doch die regionalen Küchen oft gleichen? Nun, Eierpfannkuchen – bei uns in Westfalen auch manchesmal Mehlpfannkuchen genannt, gab es in meiner Kindheit regelmäßig (und vor allem auch während des Studiums). Meist gab es Salat aus Wachsböhnchen dazu. Die hatten wir das ganze Jahr, denn sie wurden speziell für Bohnensalat eingemacht.
Mir gefällt dazu ein Gedicht von Wilhelm Busch. Wer das Rezept möchte, lese die Verse und koche nach.
Von Fruchtomletts da mag berichten
Ein Dichter aus den höhern Schichten.
Wir aber, ohne Neid nach oben,
Mit bürgerlicher Zunge loben
Uns Pfannekuchen und Salat.
Wie unsre Liese delikat
So etwas backt und zubereitet,
Sei hier in Worten angedeutet.
Drei Eier, frisch und ohne Fehl,
Und Milch und einen Löffel Mehl,
Die quirlt sie fleißig durcheinand
Zu einem innigen Verband.
Sodann, wenn Tränen auch ein Übel,
Zerstückelt sie und mengt die Zwiebel
Mit Öl und Salz zu einer Brühe,
Daß der Salat sie an sich ziehe.
Um diesen ferner herzustellen,
Hat sie Kartoffeln abzupellen.
Da heißt es, fix die Finger brauchen,
Den Mund zu spitzen und zu hauchen,
Denn heiß geschnitten nur allein
Kann der Salat geschmeidig sein.
Hierauf so geht es wieder heiter
Mit unserem Pfannekuchen weiter.
Nachdem das Feuer leicht geschürt,
Die Pfanne sorgsam auspoliert,
Der Würfelspeck hineingeschüttelt,
So daß es lustig brät und brittelt,
Pisch, kommt darüber mit Gezisch
Das ersterwähnte Kunstgemisch.
Nun zeigt besonders und apart
Sich Lieschens Geistesgegenwart,
Denn nur zu bald, wie allbekannt,
Ist solch ein Kuchen angebrannt.
Sie prickelt ihn, sie stochert ihn.
Sie rüttelt, schüttelt, lockert ihn
Und lüftet ihn, bis augenscheinlich
Die Unterseite eben bräunlich,
Die umgekehrt geschickt und prompt
Jetzt ihrerseits nach oben kommt.
Geduld, es währt nur noch ein bissel,
Dann liegt der Kuchen auf der Schüssel.
Doch späterhin die Einverleibung,
Wie die zu Mund und Herzen spricht,
Das spottet jeglicher Beschreibung,
Und darum endet das Gedicht.
Ich komme aus dem Schmunzeln kaum heraus :-) Auch eine gute Art, ein Rezept festzuhalten. Ich sollte vielleicht meinem Namen eine Ehre machen und mich mal dran probieren…
Und ja, die Pfannkuchen kenne ich genauso von meiner Urgroßmutter – also gleich sich die Traditionsgerichte wirklich überall!
Ich sehe schon, unsere Urgroßmütter müssen sich gekannt haben.
Schönes Foto – der Pfannkuchen sieht toll aus, wie er da so von der Sonne angestrahlt wird. Wie passend der Name Bergmannssonne doch ist…
Ja, da war an einem eiskalten Novembertag ein herrlicher Sonnenschein, der direkt in meine Küche fiel.