Von Bosnien nach Bosnien und doch nicht Bosnien – Karadjordjeva Snicla in der Republik Srpska

Bosnien – oder richtiger Bosnien-Herzegowina ist ein zerrissenes Land. Der Krieg hat es geteilt, dann man hat versucht, die Gegensätze mit dem Abkommen von Dayton zu überwinden. Entstanden ist der höchst komplizierte  föderal organisierte Staat Bosnien und Herzegowina, bestehend aus den beiden Landesteilen Föderation Bosnien und Herzegowina und der Republik Srpska. Politik gestaltet sich hier extrem schwierig. Es sind nicht nur die unterschiedliche Parteien, sondern vor allem drei Volksgruppen die bestimmen möchten, wie das Land regiert werden soll. Im Alltag leben diese Volksgruppen zwar recht gut zusammen, aber die Vorstellungen über die Zukunft des Staates liegen weit auseinander. Dass das Zusammenleben funktioniert mag das ja in Sarajevo zutreffen, aber ob das auf dem Land in den kleinen Dörfern und Städtchen auch so ist, ist schwer vorstellbar.

Eine Fahrt in den Osten der Republik führte mich dann auch in die Republik Srpska. Die Menschen waren genau so freundlich wie überall. Wenn ich aber  das jüngste Interview des Serbenführers Milorad Dodik lese, kann ich nicht verstehe, dass er solch eine Unterstützung erhält. Der brüchige Frieden scheint ihm nicht wichtig und mit rüpelhaftem Verhalten schafft man sich keine Freunde.

Die Landschaft Ostbosniens hat mich fasziniert und ich bedaure immer noch, so wenig Zeit dafür eingeplant zu haben. Aber ich werde ganz sicher im kommenden Jahr wieder dorthin zurückkehren und nicht nur über die kulinarischen Besonderheiten schreiben, sondern auch über die überwältigenden Landschaften und die steinernen Zeugen einer großen Vergangenheit.

Ich habe mir nur etwas Zeit in der Region  von Stolac genommen, die Nekropolen  mit den eindrucksvollen Stećak-Grabsteinen zu besichtigen. Die Nekropole bei Radimlja ist reich an verzierten Stećak-Grabsteinen, die mit charakteristischen Motive der Stećak-Grabsteine ​​verziert sind: architektonische Dekorationen auf allen vier Seiten des Stećaks, stilisierte Kreuze, Menschen- und Tierfiguren, Weinreben, Jagdmotive und Waffen.

Dieser Landstrich zieht seit prähistorischer Zeit Menschen mit seinem mediterranen Charme, dem guten Wasser, dem milden Himmel, der sanften Landschaft und der Harmonie der Naturschönheiten an . Da die Region im mediterranen Klima liegt, gediehen alle Arten von Früchten, insbesondere Weintrauben. Der Nachweis menschlicher Besiedlung in der Gegend von Stolac reicht 16.000 Jahre zurück. Ferner gibt es gibt eine illyrische Festung, eine mittelalterliche Stadt  in einer anmutigen Schönheit der Natur mit Weingärten, Pfirsichplantagen, Olivenbäume , Flüssen und Wasserfälle. Von den vielen sehenswerten Orten stehen zwei auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.

Weiter führte mich die Fahrt durch das Drina Tal und malerischen Hochebenen immer entlang der Grenze zu Montenegro. Immer wieder begegneten mit Kuhherden. Die Bauern dieser Gegen stellen aus der Milch Kaymak her.

Die bosnische Version der clotted cream ist Kaymak. Nun muss man dazu sagen, Kaymak wird nicht nur in Bosnien gegessen, sondern ist fast auf dem gesamten Balkan und in der Türkei präsent. Daher wird das Wissen sich im Zuge der Eroberung durch die Osmanen allgemein verbreitet haben. Obwohl die Serben ebenfalls Anspruch auf den Ursprung von Kaymak erheben.

Kaymak wird aus Milch hergestellt. Besonders gut soll jene Creme sein, die von Wasserbüffelmilch gemacht wird. Viele Bauern stellen Kaymak regelmäßig noch selber her und die Qualität von hausgemachtem Kaymak ist unvergleichlich. Die Milch wird sorgsam sehr langsam erhitzt und bei niedriger Temperatur längere Zeit gekocht. Nun lässt man die Milch ruhen und abkühlen. Das Fett, das oben schwimmt, wird abgeschöpft und ein Fermentierungsprozess beginnt, der einige Tage dauert.

Kaymak wird gerne zu diversen Grillspezialitäten oder in Desserts gegessen.

In Pale im Gasthaus Astoria wurde mir eine typische serbische Spezialität serviert: ein Karadjordjeva snicla. Es ist ein Schweineschnitzel, dass ursprünglich nur mit  Kaymak gefüllt wurde. Aber inzwischen wird es meist mit einer Füllung aus Schinken,  Käse und Kaymak zubereitet. Benannt ist es nach dem serbischen Revolutionär Karađorđe , was so viel wie der „schwarze Georg“ heißt. Im Volksmund, wird es auch „Mädchentraum“ genannt.

Für das Karadjordjeva snicla nimmt man nur die besten Stücke vom Schwein. Zum Beispiel das Filet. Es ist eine anspruchsvolle Arbeit, so ein Schnitzel zuzubereiten. Im Idealfall soll das Karadjordjeva snicla perfekt rund sein. Genauso eines habe ich bekommen. Das gegrillte Gemüse dazu war ein Traum.

Zutaten:
300 g Filet vom Schwein (pro Person), Salz, 2 Scheiben von einem milden Käse, 2 Scheiben guten gekochten Schinken und Kaymak.

Eier, Mehl und Semmelbrösel zum Panieren und Fett zum Ausbacken

Zubereitung:
Das Filet von allem Fett, Haut und Adern reinigen. Danach sanft klopfen, um ein großes Schnitzel zu erhalten. Salzen.
Darauf legen wir zuerst die zwei Schinken- und dann die zwei Käsescheiben. Zum Schluß kommt über die ganze Länge Kaymak.
Die Enden von Schnitzel umschlagen und dann das ganze wickeln und Panieren.
In heißem Fett (Butterschmalz wäre ideal) backen.

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