Die Domänenverordnung von Karl dem Großen und Pfälzer Schales

Auf dem Weg von einer Hochzeit führte mich der Weg durch Rheinhessen und die Pfalz, denn ich wollte noch meinen Jüngsten in Heidelberg besuchen. Ein gesegnetes Land mit sanften Hügeln, blühenden Feldern, Weinbergen und am Horizont immer wieder der silberne Strom des Rheines.

In Dautenheim unweit von Alzey findet sich das Weingut Storr und unterm gleich Dach das Winzerhotel Himmelacker. Allein das Gastgeberpaar ist eine Rarität. Neben einer „Hauskerb“ hat sich im Hause Storr eine Theatertradition etabliert.  Anfangs waren Theaterabende der Gruppe Landkultur open air im Innenhof und auf der Hotelzimmer-Galerie zu sehen: Shakespeare’s Handwerkerszenen aus dem Sommernachtstraum, eine Kurzfassung des Wilhelm Tell und schließlich eine ergreifende Inszenierung von Tschechows Onkel Wanja. Szenen aus dem ländlichen Leben. Inzwischen gibt es die Theaterscheune unter dem Dach des Winzerhofes – dieses Jahr mit einer Inszenierung von Tschechows Kirschgarten.

Dies alles weckt den Wunsch, wiederzukommen, wenn Theatersaison ist. Was ich aber erleben durfte, war ein unglaublich schöner Bauerngarten.
Mit diesem Garten, in Buchsbaumrabatten angelegt, lässt die Familie Storr die Pflanzenwelt der Domänenverordnung „Capitulare de villis vel curtis imperii“ wieder aufleben. In einer Zeit, in der man eigentlich Klostergärten als die ersten Gärten ihrer Zeit vermutet, erließ Karl der Große diese Landgüterverordnung. In ihr wurden sehr detaillierte Vorschriften zur Verwaltung der Krongüter gegeben. Sie enthält die Regelung des ländlichen Betriebes auf den kaiserlichen Gütern nach bewährten Vorbildern aus römischer Zeit: Die Dreifelderwirtschaft, den Weinbau, die Obstpflege, die Zucht von Haus- und Herdenvieh.

Im letzten, dem 70. Abschnitt, wurden im Einzelnen alle Pflanzen aufgeführt, die in den königlichen Gärten vorhanden sein mussten, unter anderem bereits südeuropäische Heilpflanzen, die vermutlich aus der Römerzeit stammten, Rosmarin, Salbei, Diptam.
Außerdem wurden einige Pflanzen wie Haselnuss, Wermut oder Beifuß aus der freien Natur in den Garten übernommen. Eine wichtige Rolle spielte beispielsweise auch die bereits in Germanenzeiten verehrte Hauswurz, ein „Immerlebendes“, auch als „Jupiterbart“ bekannt, in der Vorzeit Donar geweiht („Donnerbart“, „Donnerwurz“) und als Schutz des Hauses bei Gewitter geschätzt: Das Capitulare ordnete an, sie auf dem Hausdach anzupflanzen.
In der Pfalz war Mittagszeit und die weit über die Grenzen des Landes bekannten Pfälzer Spezialitäten lockten. Ich bin kein Freund des Saumagens, aber was mir an Pfälzer Spezialitäten vorgesetzt wurde, schmeckte hervorragend.

Pfälzer Schales
Dies Gericht erinnerte mich stark an den Lappenpickert, den ich aus dem Bergischen Land kannte. In der saarländischen Variation sagt man dazu Dibbelabbes und im Rheinland Döppekuchen. Aber egal wie sie heißen, es schmeckt hervorragend. Die Grundzutat dabei sind immer Kartoffeln. Vom Wirt bekam ich das Rezept:

750 g Kartoffeln
1 Möhre
1 kleines Stück Lauch
1 Zwiebel
2 EL Mehl
Salz, Majoran und Muskat
Petersilie

Die Kartoffeln werden fein geraffelt, die Masse vorsichtig ausdrücken und das Kartoffelwasser vorsichtig abschütten, damit man die Stärke darin wieder zur Kartoffelmasse geben kann. Ebenfalls die Möhre raffeln und den Lauch in feinste Ringe schneiden und mit der feingehackten Zwiebel, dem Mehl, der Stärke und den Gewürzen unter die Kartoffelmasse mischen und mit Salz abschmecken.
Alles in eine gut ausgefettete Auflaufform füllen und bei 180° 50 – 60 Minuten backen, bis die Schales eine schöne braune Kruste hat.
Dazu wurde Apfelkompott serviert.

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