In Indien findet man viele chinesische Restaurants, und eines der beliebtesten Gerichte ist die „Suppe nach Art der Mandschurei“ (Manchurian Soup). Das Gericht hat mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nie China gesehen, wurde aber perfekt dem indischen Geschmack angepasst und hat in Indien den Ruf als „die“ chinesische Suppe. So verhält es sich auch mit „Chicken Tikka Masala“. Es ist der Favorit an indischen Gerichten in Großbritannien. Nur ist es keineswegs indisch, denn in Indien ist es vollkommen unbekannt.
Das sind Gerichte der Mehrkulturalität und Chicken Tikka Masala, auch gerne nur CTM abgekürzt, feiert bereits seinen 67-jähriges Geburtstag in Großbritannien. Es ist das beliebteste Gericht des Landes. Es ist Großbritanniens wahres Nationalgericht und hat Fisch und Chips auf den zweiten Platz verwiesen.
Die Ursprünge dieses Gerichts liegen im Dunkeln. Man kann aber auch einer Geschichte glauben, die berichtet, das CTM von einem Koch aus Bangladesch erfunden wurde, um einem anspruchsvollen britische Kunden zu gefallen. In den 40er Jahren öffneten die ersten Bangladeshi Restaurants in Großbritannien. Sie selbst bezeichneten sich als „indische Restaurants“ und boten meist meist eine Punjabi Küche: Huhn Makhani , Chicken Tandoori , Chicken Tikka . In solch einem Restaurant servierte man einem Kunden ein trockenes Chicken Tikka Gericht. Der Brite hielt das für einen Scherz, weil es ohne Sauce serviert wird. Der Sahib rief den Koch und brüllte: „Wo ist die Soße?“ Voll Ekel, nahm der Koch den Teller zurück in die Küche und entleert einfach eine Dose Tomatensuppe darüber, fügte ein paar Gewürze hinzu und so das „Chicken Tikka Masala“ geboren.
Heute hat sich das Rezept verfeinert und hier ist es. Ich habe das Rezept von einem befreundete Inder, der es in seinem Restaurant „Indian Palace“ in St. Gallen serviert.
400 g Hähnchenbrüste
1 Kleiner Becher Joghurt
1 Zitrone
2 TL Kurkuma
1 EL Garam masala
1 Chilischote
1 kleines Stück Ingwer
Salz und Pfeffer
Butter
3 Knoblauchzehen
Paprikapulver edelsüß
gehackte Tomaten (aus der Dose)
Sahne
Salz und Pfeffer
20 g Mandelblättchen zum Garnieren
Die Hähnchenbrüste in mundgerechte Stücke schneiden.
Aus den Zutaten aus dem zweiten Block eine Marinade bereiten und die Hähnchenstücke darin einlegen und mindestens 3 Stunden im Kühlschrank ruhen lassen.
Das Fleisch aus der Marinade nehmen, auf Spieße stecken und unterm Grill oder in einer Grillpfanne mit etwas Öl scharf anbraten bis das Fleisch durch ist und Farbe bekommen hat.
Die Butter in einer Sauteuse auslassen und den gehackten Knoblauch und die gehackte Chilischote kurz darin dünsten. Die restlichen Gewürze, gehackte Tomaten und Sahne und Joghurt dazu geben. Mit Salz abschmecken (evtl. eine Prise Zucker dazu geben, falls die Sauce sauer schmecken sollte) und auf niedriger Hitze ca. 20 Minuten köcheln lassen, bis die Sauce eine dickere Konsistenz bekommt.
Das gegrillte Hähnchen dazu geben und weitere 10 Minuten köcheln lassen.
Vom Ofen nehmen und vor dem Servieren mit einigen Mandelblättchen bestreuen.
Von Chicken Tikka Masala als britischem Nationalgericht wußte ich ja – aber die Entstehungsgeschichte ist mir neu – danke :-)
Nanu? Wo ist er hin, mein Kommentar?
Hatte ich nicht eben geschrieben, dass ich zwar von Chicken Tikka Masala als britischem Nationalgericht wußte, mir aber die Entstehungsgeschichte neu ist?
Deine Kommentare lagen mit Evas Kommentar im SPAM Ordner. Erklär mir einer die Welt!
Da konnte ich Herrn H. doch glatt eine spannende Geschichte zum Frühstück erzählen. :-) Den Gesichtsausdruck des Kochs kann ich mir jedenfalls lebhaft vorstellen. Und sobald uns wieder ein Huhn ins Haus flattert, wird das Tikka nachgekocht!
Liebe Grüße,
Eva
Da konnte ich Herrn H. doch glatt eine spannende Geschichte zum Frühstück servieren. :-) Den Gesichtsausdruck des Kochs kann ich mir lebhaft vorstellen und sobald uns wieder ein Huhn ins Haus flattert, wird das Tikka nachgekocht!
Liebe Grüße,
Eva
Sind die beiden vorherigen angekommen?
(Da konnte ich Herrn H. doch glatt eine spannende Geschichte zum Frühstück servieren. :-) Den Gesichtsausdruck des Kochs kann ich mir lebhaft vorstellen und sobald uns wieder ein Huhn ins Haus flattert, wird das Tikka nachgekocht!
Liebe Grüße,
Eva)
Alle drei waren im SPAM Ordner. – So was gibt es. Ich wünsche Euch ein goldgelbes Huhn mit prallen Schenkeln und einer schönen festen Brust, dass vorbei fliegt.
Einen schönen Sonntag wünscht Gerd
Hihi, das mag ich! Chicken Tikka Massala ist in England beliebt, das wusste ich. Aber dass das schon solche Ausmaße angenommen hat. Irgendwie hat diese Fusion Cuisine ja auch was von Globalisierung…
Chop-suey soll wohl in San Francisco erfunden worden sein, wie die Glückskekse auch; beides kennt man in China auch nicht. Die mandschurische Suppe hat auch was. Aber wir brauchen gar nicht so weit zu gehen, seit wann isst man Pasta in großen Mengen als Hauptspeise? Da wundert sich jeder Italiener…
Ich hatte kürzlich auch Kommentare im Spam-Ordner, die da nicht hin gehörten – der Spuk war zum Glück nach 2 Tagen vorbei. :-)
Hallo Barbara,
es gibt so manches Gericht, dass nicht das Hält, was sein Schein verspricht. Gerade aus der chinesischen Küche kommt hier allerlei „europäisiertes oder amerikanisiertes“ Futter auf den Tisch. Italien kann da gut mithalten, vor allem im Bereich der Standards aus dem Bereich Teigwaren, Reis und Polenta. Aber wir befinden uns kulinarisch in so einem unglaublichen Umbruch, dass sich da bald wieder etwas ändert. Allerdings habe ich wenig Hoffnung, dass sich trotz der unzähligen Kochsendungen, bunter Hochglanz- Kochzeitschriften und Country Style Zeitschriften viel ändert.
Andererseits geändert hat sich immer was. Die Kartoffel wurde sogar bekämpft – das ist noch nicht so lange her – und heute? Ich komme ja vom Rand des Ruhrgebiets und habe dort den kulinarischen Wandel miterlebt. Anfangs war es die reine Arbeiterküche mit allen Elementen, die die „Gastarbeiter“ bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts mitbrachten. Dann kamen die ersten Italiener. Bis dahin wusste ich nicht einmal, was eine Nudel ist. Die nächste Welle kam aus Ex-Jugoslawien. Da gab es überall Ćevapčići, Ražnjići und Djuvec Reis. Man konnte kaum die Worte aussprechen, da kam die nächste Welle aus Spanien und dann aus der Türkei. Wie sagt mein Sohn so treffend: „Guck Döner, deutsche Küche!“ Wobei das bei ihm Ironie ist. Kaum jemand weiß noch über die Herkunft von Kartoffel, Tomate, Mais und sonstigem. Dann wollen wir hoffen, dass sich all diese Dinge in unseren Speiseplan so intigrieren, dass es ein Genuss ist.
Ich habe erst kürzlich über das Chicken Massala gelesen, in einem Roman, dessen Protagonistin dieses Gericht liebte….
Nun, da ich das Rezept von dir serviert bekomme, werde ich es auf jeden Fall ausprobieren. Danke.
Es ist wirklich besser als sein Ruf. Vor allem wenn man es nicht im indischen Fast Food in London versucht.
Hallo Gerd,
wie schaffst Du es nur, ständig so leckere Sachen zu kochen? Würde doch gerne auch mal bei Dir meckern, aber da iss nix zu meckern….*grins*
Hallo Paul,
Du denkst, die sind lecker, weil wir geschmacklich auf der gleichen Wellenlänge liegen. Ich mag ja auch, wie in Deinem letzten Beitrag beschrieben, solche Sachen wie Möhren-Kartoffel-Stampf. Und ich kann Dir sagen, seit ich das das erste mal in der Schweiz gekocht habe, wurde es dort als Standard mit in der Küche aufgenommen. Wir Westfalen (etwas überheblich?) verstehen halt was von gutem Essen!
Chicken tikka masala ist „Seelenfutter“ – ich liebe es !
Als kleiner und einziger Unterschied zu deinem Rezept verwende ich Cumin (Kreuzkümmel), werde es aber als Test beim nächsten Mal mit Kurkuma kochen/kosten. Dies ergibt nebst dem Geschmack bestimmt auch eine „sattere“ Farbgebung.
P.S. Die angebliche Entstehungsgeschichte liess mich schmunzeln. :-)
ich kannte wiederum die Variante mit Kreuzkümmel nicht. Aber ich denke, es wird unzählige Chicken Tikka Masala Rezepte geben. Mindestens so viele, wie es indische Restaurants in London hat.
Ich liebe Chicken Tikka Massala! Deine Variante sieht sehr lecker und ansprechend aus. Vor lauter Nachkochliste ist es mir irgendwie aus dem Sinn gekommen, danke für die Erinnerung :D
Und Kreuzkümmel ist bei mir bisher auch immer dabei gewesen, werde es aber auch mal gegen Kurkuma tauschen.
Das freut mich, dass ich die Nachkochliste auffrischen durfte. Mir geht es auch so, dass die Nachkochliste immer länger und damit zum Teil in Vergessenheit gerät.
Ich kenne zwar das Gericht und mag es auch wirklich gern, aber die Geschichte dazu ist mir neu. Deshalb ist es gar so nett bei dir zu lesen, weil du immer wieder so etwas auf Lager hast. Danke dafür! :)
Bei mir gehört zu den meisten Gerichten eine Geschichte. Das hat mich schon ganz jung interessiert. Danke für das Kompliment.
Wie immer ein wenig verwirrend, Dein Rezept. Schreibfehler im Titel – Ma(s)sala –, bei der Zutatenliste nicht bei allem Mengenangaben und die Zubereitungsart ist auch etwas unschlüssig und verwirrend. Wie soll man das dann zubereiten?
Lieber Thomas,
danke für die Korrektur, aber mir war der Name mit 2s im Gedächtnis. Auch im Text fand sich der Rechtscheibefehler und ich habe ihn sofort korrigiert. Das das Rezept für Dich unschlüssig ist, tut mir leid, aber ich schreibe für jene, die mit Intuition und nicht mit der Waage kochen. Auch bei mir ändert sich jedes Gericht auf diese Weise immer wieder etwas, ist aber nichts Neues.
Ich bedaure jene Köche (Bäcker ausgenommen), die 7,5 g auf einer Apothekerwaage abwiegen und dann glauben, jetzt wird es etwas. Vor einigen Tagen habe ich schon einmal zum Thema Saucen geschrieben: „Die Anzahl der Variablen bei der Herstellung einer Grundsauce ist sowohl bei den Produkten wie im Handwerklichen so hoch, dass eben der schlechte Koch eine schlechte Sauce und der gute eine gute Sauce herstellen wird – auch wenn beide nach dem gleichen Rezept arbeiten.“ Das gilt nun mal nicht nur für Grundsaucen oder Saucen überhaupt, sondern für alle Produkte in der Küche.
Wir haben unterschiedliche Weisen zu Denken und ich nehme mir dabei die Freiheit, Grundsätzliches zu schreiben. Theologen haben schon mal versucht zu ergründen, wie viel Engel auf eine Nadelspitze passen. Auch die wurden ernst genommen. Und mir? Mir entlockt das nur ein Grinsen.
P.S. Du solltest Chicken Tikka Masala besser nicht zubereiten, manchmal ist weniger mehr.
Hallo Thomas,
kochen ist wie Sex….Hingabe, Gefühl für die richtige Dosierung usw. Ich gebe Toettchen vollkommen Recht, zum kochen bedarf es nur in seltenen Fällen einer Waage. Bereite 10mal das gleiche Gericht, und es schmeckt 10mal anders…..so etwas nennt man kochen!
In diesem Sinne
VG
Paul
So ist es!
Wenn wir beim Kochen nicht selber denken,
sondern sklavisch Rezepte befolgen,
dann verkümmern die Sinne, das Wissen,
die Phantasie, die wir dazu brauchen.“
Ursula Heinzelmann, Food-Journalistin, Käse-Expertin und Sommelière, Berlin
Bloggediblog:
http://xn--schlecktre-heb.de/es-war-einmal-in-bedfordshire-chicken-tikka-masala/
Die Seite gibt es nicht mehr.
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