Strammer Max und Tage im Münsterland

Grün, wo das Auge hinschaut ist es grün – das ist der erste Eindruck im Münsterland. Zwischen Teutoburger Wald und Lippe, niedersächsischem Emsland und den Niederlanden, erstreckt sich eine meist sehr flache, manchmal aber auch leicht hügelige Landschaft mit ausgedehnten Wiesen und Feldern, Wäldern, Heidegebieten und Mooren.
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Wie ein großer Park liegt mit verträumten Wasserburgen, großen Gutshöfe, hübsche kleine Kotten und lebendige Städtchen liegt es da. Zugegeben, spektakulär klingt das alles nicht, aber überall strömt dieses Land Ruhe und Frieden aus. Hier war ich in den letzten Tagen um Kraft zu tanken.
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Ich war im Moor, wo vereinzelt noch Torf gestochen wird. Längst hat es das „Unheimliche“ verloren, dass es noch in meiner Kindheit hatte. Damals erzählte man uns von der Kornmuhme und dem Gräberknecht,die uns Kinder vom Moor und aus den Roggenfeldern wegschreckte.
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In mir lebte das Lied von Annette von Droste Hülshof: „O schaurig ist’s übers Moor zu gehn, wenn es wimmelt vom Heiderauche, sich wie Phantome die Dünste drehn und die Ranke häkelt am Strauche.“ Welch ein Schreck war es manchmal in der Dämmerung, wenn sich die Kleidung an einem Dorn verhakte.
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Schweine gehören zum Münsterland, ebenso wie Pferde. Schweine sind wichtig. Sind sie doch der Lieferant für die berühmten westfälischen Schinken. Der kann aber nichts werden, wenn das Tier in Geschwindigkeit groß gemästet wurde. Hier braucht es noch die Gemächlichkeit vergangener Zeiten, Weidehaltung und Eichelmast. Und Speck sollte das Tier haben, der Speck gibt den Geschmack. „Ein gutes Schwein hat den Bauch im Dreck hängen“, pflegte mein Urgroßvater zu sagen. Und er hätte mit dem Libretto aus dem Zigeunerbaron fortfahren önnen: „Ja! auf das Schweinemästen versteh‘ ich mich am besten.“
Nun ja, so muss es ja nun wirklich nicht mehr sein, aber schlimmer sind diese „Turbokoteletts“.
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Beschaulichkeit und Ruhe, das ist es, was das Land mit prägt. Überall atmet es Frieden.
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An Jahrmärkten und Festen kommen die Krämer, Schausteller und Schnuckerzeugsmacher in die Städtchen.
Ich war auf solch einem Fest: 500 Jahre Altländer Dom. Zu feiern verstehen die Münsterländer. Dann wird gegessen und getrunken. Der bekömmliche Korn mit milden 32° fließt mit dem Altbier in Strömen. Dazu gehören deftige Speisen.

Backfisch war nicht so mein Ding. Fettig, triefend mit holländischen Pommes frites aus der Hand – nein. Hier gab es traditionell einen Strammen Max.
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Das Rezept ist ganz einfach. Ein Brot buttern, mit westfälischem Knochenschinken* belegen, eine kleine Portion Kartoffelsalat und eine Gurke dazu. Oben auf kommt ein oder auch zwei Spiegeleier. Fertig!

* Es soll auch mit anderem Schinken gehen.

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18 Antworten zu Strammer Max und Tage im Münsterland

  1. Wilde Henne sagt:

    Beschaulichkeit und Ruhe…schöne Bilder. Da krieg ich grad Lust hinzufahren. Von mir aus gleich morgen… und dann was G’scheites essen… strammer Max käme mir grad recht. ;-)

    • admin sagt:

      Das gibt es nicht – auch nicht morgen, denn Du hast ja Vollpension im „Hotel zur Insel“. Krankenhauskost soll ja ausgesprochen gesund sein. Gute Besserung!
      Toettchen

      • Wilde Henne sagt:

        Gesund? Also meine Zimmernachbarin meinte ja vorhin, das man hier auf jeden Fall nicht zunehmen wird. Die Portionen sind dermassen klein, da verhungert man fast. Darfst also ruhig Reste vom heutigen Mittagessen mitbringen. Und einen Löffel dazu… ;-)

  2. Moin, schöne Fotos! Und so ähnlich sieht es – wenn man so sagen darf – hier im Norden auf dem flachen Land auch aus. Ich muss mal wieder an die See fahren, den Kopf durchpusten lassen, die frische Luft, das flache Land und die See genießen. Vermutlich in Büsum, Husum ist mir dann mit 2 1/2 Stunden Fahrzeit etwas zu weit. Nach Büsum dauert es nur 1 1/2 Stunden. :)

  3. Houdini sagt:

    1) Wunderschöne Bilder, Landschaft in ihren Frühlingsfarben, aber ein bisschen flach.
    2) Ja, die Säue haben es gut, ohne es zu ahnen in dieser Art für ihren Dienst an der Gaumenfreude vorzubereitet zu werden. Das Fleisch so einer Sau muss herrlich schmecken, kein Vergleich zu Kobenmast.
    3) Fette Backfische waren in meiner Jugend auch nicht so mein Ding, und wenige wollten sie in den Händen halten, mit oder ohne Pommes. Heute heissen sie bei uns Teenies.
    4) Den Strammen Max kann man mir jederzeit servieren.
    Gruss, Erich

    • admin sagt:

      Mir kommt auch immer das Wort Backfisch „in den falschen Hals“. Das war noch zu der Zeit, als Hits und Songs Schlager hießen. Schon in den Fünfzigern etwas antiquiert, aber doch noch immer gebräuchlich.
      Gruss Gerd

      • Houdini sagt:

        Ja, auch zu meiner Zeit war das Wort nicht mehr wirklich aktuell, aber das eine oder andere alte Wort ist auch ohne Nutzung hängen geblieben. Ich erinnere mich an ein Sommerlager, da hiess ein Schlafraum „Backfisch-Aquarium“, deswegen. Ebenso erinnere ich mich, dass es damals hiess, heute sage man „Teenager“, und es wurde deutsch ausgesprochen, wie ein Tee-Nager. Es muss vor 1960 gewesen sein.

  4. Susanne sagt:

    Ich nehme auch einen strammen Max. Außerdem erwäge ich nach Deinen schönen Fotos einen Urlaub im Münsterland. Ich kenne nur die Stadt Münster, und auch die gefällt mir unheimlich gut.

  5. Eva sagt:

    Deine Bilder spiegeln Ruhe und Frieden ganz genau. Durch das Münsterland bin ich erst einmal gefahren, an der Weser entlang (hoffentlich war das auch das Münsterland ;-)) und mit dem strammen Max eroberst du Herrn H.s Herz im Sturm. Die friesische Variante kommt allerdings ohne Kartoffelsalat aus.
    Liebe Grüße,
    Eva

    • admin sagt:

      Oh je Eva,
      schick mir bitte Herrn H. zum „Strammen Max Essen“ – aber lass die Weser wo sie ist, nur schiebe sie nicht ins Münsterland. Dazwischen ist ja auch noch der Teutoburger Wald.
      Wobei ich mag auch Lippe. Das wissen viele nicht, dass Lippe das dritte Land in Nordrhein-Westfalen ist. Wenn man dann das Wappen genau ansieht, ist ganz unten in der Mitte die Lippische Rose.
      Liebe Grüße
      Gerd

  6. Deine Fotos sind sehr einladend! Und ich mag die Sau! So muss ein Schweineleben ausschauen.

    Nachdem ich noch kein Frühstück hatte, geh ich jetzt in die Küche und mach mir einen strammen Max, leider ohne Erdäpfelsalat, weil der würde zu lange brauchen bei dem Hunger, der sich blitzartig eingestellt hat, als ich dein Foto gesehen habe.

  7. Ilse sagt:

    Ich war glaube ich noch nie nord-westlich des Weißwurstäquators…weil ich dachte es könne nie und nimmer so schön sein wie hier in Bayern. Korrigiert! Die Fotos sind traumhaft, und die Geschichten sehr amüsant. Beim Anblick deines Strammen Max juckt’s mich in den Fingern… da ja auch normaler Schinken gehen soll.

    • admin sagt:

      Ja schau an, die Preußen! Nein, die Münsterländer haben zwar eine Zeit zu Preußen gehört, sich aber diesen so widersetzt, dass sie bald wieder unter die Regierung des Bischofs kamen. Da haben wir fast etwas Gemeinsames: die Preußen taugen zu nichts ;-).
      Nein Spaß bei Seite. Es ist tatsächlich so, dass es überall schöne Landschaften gibt und Bayern und das Münsterland gehören gewiss dazu.

  8. Barbara sagt:

    Nix Turbo, Stress und enge Ställe!
    Auf säuisch nobler Wellness-Welle
    Lässt mich mein Bauer herrlich treiben –
    Im Münsterland, da will ich bleiben!
    Beim Grunzen, Weiden, Suhlen, Sonnen
    Genieße ich des Lebens Wonnen
    und runde mich von Pfund zu Pfunde,
    Bis einst nach meiner letzten Stunde
    Vollendung mir mag endlich winken
    Als köstlicher Westfalen-Schinken.

  9. Wunderschön der noch Maispaziergang .
    Schaut Alles so friedlich und beruhigend aus.
    Den Strammen Max nehme ich mir auch noch mit.
    „Das“ Trostpflaster für meinen Mann in Krisensituationen.

    Genießer Grüße aus meiner Küche

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