Ernest Hemmingway und die Schwarzwaldforelle

Ernest Hemmingway mit Ehefrau Hadley

Ernest Hemmingway mit Ehefrau Hadley

Frisch verheiratet, 23 Jahre jung und gänzlich unbekannt, lebte Ernest Hemmingway 1923 in Paris.
Es war ein heißer Sommer, Paris war heiß und stickig – da entschloss sich das Paar, eine Reise in den Schwarzwald zu machen. Durch die hohe Inflation in Deutschland war das Leben für sie als Amerikaner ausgesprochen preisgünstig. Das junge Paar konnte es sich deshalb leisten, in Triberg im ersten Haus am Platze abzusteigen, dem zentral gelegenen Parkhotel Wehrle. An seine Familie schreibt Hemingway aus Triberg:
„Hash und ich und Bill Bird von der Consolidated Press und seine Frau sind durch den Schwarzwald gewandert, und wir hatten eine wunderbare Zeit. Da die Mark immer weiter fällt, haben wir jetzt mehr Geld als vor zwei Wochen, als wir losgegangen sind, und wenn wir noch lange genug bleiben werden, könnten wir hier zweifellos umsonst wohnen. Wirtschaftswissenschaft ist doch eine großartige Sache …“
Hemingway arbeitete für den kanadischen Toronto Star. Auch die Zeit im Schwarzwald nutzte er zum Schreiben von Reportagen aus Europa.
„Wir haben hier einige Male nach Forellen gefischt … und ich habe fünf Stück mit der Fliege aus der Elz geholt … Für zweiundsechzig Mark bekommt man 6 Maßkrüge Bier. 10 Zeitungen. Fünf Pfund Speiseäpfel oder einen Platz im Theater“.
Er und sein Freund Bill Bird besorgten sich Angelscheine, um auf Forellen zu angeln. Doch so einfach war das nicht. „Die Bauern im Oberprechtal, wo wir uns richtiggehende Angelscheine besorgt hatten … jagten uns mit Mistgabeln vom Bach weg, weil wir Ausländer waren.“ (Toronto Star Weekly, 17. 11. 1923)
Doch so war es nicht immer. Er berichtete später: „Eines Tages – wir kamen von Triberg und hatten uns einen steilen Berghang hinaufgeschunden, bis wir den Kamm erreichten, sahen wir den Schwarzwald unter uns in alle Richtungen dahinwogen … Wir kamen am oberen Ende des Tales heraus. Ein schöner Forellenbach floss durch das Tal, kein Bauernhof in Sicht. Ich steckte die Angelrute zusammen, und während meine Frau unter einem Baum am Abhang saß und Wache hielt in beiden Richtungen des Tales, fing ich vier ordentliche Forellen, jede ungefähr dreiviertel Pfund …“
Ernest Hemingway kehrte nie wieder in den Schwarzwald zurück, weder mit Hadley noch mit einer seiner drei späteren Ehefrauen. Jahrzehnte danach verarbeitete er literarisch Erinnerungen an diese Reise in der Erzählung „Schnee auf dem Kilimandscharo“:

„Nach dem Krieg pachteten wir einen Forellenbach im Schwarzwald, und es gab zwei Wege, die dorthin führten. Einer ging durch das Triberger Tal hinab und schlängelte sich an der Talstraße entlang im Schatten der Bäume, die die weiße Straße einsäumten, und dann eine Seitenstraße hinan, die durch die Hügel hinaufführte, an einer Menge kleiner Anwesen mit großen Schwarzwaldhäusern vorbei, bis jene Straße den Bach überquerte. Hier begann unser Fischwasser … Der Hotelbesitzer in Triberg hatte eine ausgezeichnete Saison. Er war besonders nett, und wir waren alle sehr befreundet. Im nächsten Jahr kam die Inflation, und das Geld, das er im Jahr zuvor verdient hatte, reichte nicht aus, um Lebensmittel für den Beginn der neuen Saison zu kaufen, und er erhängte sich.“

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Wie Hemmingway seine Forellen zubereiten ließ, wissen wir nicht, aber ein sehr leckeres Gericht aus dem Elztal ist die

Forellenfilet mit Meerrettich-Bärlauchkruste und geschmortem Salat

Zutaten
2 Schalotten
100 g durchwachsenen geräucherten Speck
2 Kopfsalatherzen
1 – 2 EL Butter
Salz und Pfeffer

2 Forellenfilets á 100 – 150g ohne Haut und Gräten
geriebener Meerrettich
gehackter Bärlauch
Butter

Zubereitung
Die Schalotten abziehen und in feine Streifen schneiden. Den Speck würfeln. Zuerst den Speck in der Pfanne auslassen und dann die Schalotten darin anschwitzen.
Die Kopfsalatherzen vierteln und in einer zweiten Pfanne kurz in der Butter schwenken. Der Salat sollte noch Biss haben. Speck und Schalotten darüber verteilen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Den Backofen auf 180°vorheizen.
Aus dem Meerrettich, dem Bärlauch und der Butter stellen wir ein Gemisch her, das flach gestrichen auf einem Brett für eine knappe Stunde in den Tiefkühler kommt. Damit werden die Forellenfilets belegt. Die Filets in eine gebutterte Pfanne legen.
Auf der obersten Schiene vom Backofen die Forellen 5 Minuten goldgelb gratinieren. Jetzt die Pfanne auf die unterste Schiene setzen und den Fisch noch 2 Minuten nachziehen lassen.
Die Forellenfilets mit den Salatherzen und kleinen Salzkartoffeln servieren.

Auch heute können interessierte Menschen im Schwarzwald au Forellen angeln. Ein Angebot dazu hat die Stadt Elzach in ihrer Internetpräsentation.

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18 Antworten zu Ernest Hemmingway und die Schwarzwaldforelle

  1. Deine Geschichten sind immer toll! Das waren noch Zeiten, als wild lebende Forellen aus Bächen gefischt werden könnten. Also ich möchte in diesen Zeiten nicht leben, aber das mit den Forellen klingt genial! Und dein Rezept auch.

    • admin sagt:

      Die Forellen gibt es auch noch heute im Schwarzwald. Nur es gibt kaum noch Bauern, die den Fischbestand mit der Mistgabel verteidigen. Und überall werden „Schwarzwaldforellen“ (aus der Fischzucht auf der Reichenau) angeboten. Also selber angeln. Meine Forelle kam auch nicht aus dem Schwarzwald sondern vom Fischer meines Vertrauens am Bodensee.

  2. Eva sagt:

    Ich liebe deine Geschichten (und Gerichte!), wo gräbst du die bloß immer aus???
    Liebe Grüße,
    Eva

  3. Paul Riesig sagt:

    Joo, Forelle könnte ich auch mal wieder…..sieht aber auch lecker aus was Du da gezaubert hast :-)

  4. lieberlecker sagt:

    Das waren harte Zeiten damals … aber die Forellen haben bestimmt schon fast so fein geschmeckt, wie Deine :-)
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

    • admin sagt:

      Die Zeiten damals waren hart, aber wie ich heute schon einmal geantwortet habe: die Forellen gibt es immer noch den Bächen und Flüssen, die im Schwarzwald immer noch klar und sauber sind. Meine kam vom Bodenseefischer, hat aber sehr lecker geschmeckt.
      Gerd

  5. cheriechen sagt:

    So eine tolle Geschichte und so ein leckeres Fischlein. Mein Magen beginnt zu knurren…

  6. Mein Kater fischt auch heute noch Forellen ohne Genehmigung – gottseidank hat ihn niemand mit Mistgabeln gejagt, als er mit der letzten Bachforelle nach Hause kam :-)

  7. Ich reihe mich auch in die Reihe der Fans deiner schönen Geschichten ein und freue mich schon auf die nächste.

  8. Die Begeisterung kann ich nachvollziehen. 2011 waren wir bisher das erste Mal im Schwarwald und von unserem Haldenhof im kleinen Wisental ähnlich verzückt. Wirklich schöne Ecke.

    • admin sagt:

      Das kleine Wiesental ist ein Paradies. Vor allem ist man in kurzer Zeit im Markgräfler Land. Der Kontrast Schwarzwald und die liebliche Landschaft der „deutschen Toskana“ ist herrlich. Auch im kleinen Wiesental gibt es heute noch Bäche voll mir Forellen.

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