Es ist mitten im Sommer und doch, ein alter Fasnachtsbrauch kam mir wieder in den Sinn. Vor einigen Jahrzehnten lebte ich einige Jahre im Hotzenwald. Der Hotzenwald ist der südlichste Teil des Schwarzwalds. Am Wochenende nach Aschermittwoch galt noch einmal ein Narrenruf: Schiibe, Schiibe überriibe, söll em Schatz is Näschtli flüüge! Dann gedachte man der “Alten Fasnacht”, die nach dem julianischen Kalender gefeiert wurde. In der Nacht von Samstag auf Sonntag gab es das Scheibensprengen. Handtellergrosse Holzscheiben aus Hagebuche, etwa zwölf Zentimeter breit und bis zwei Zentimeter dick, werden vor Weihnachten geschnitten und getrocknet. Elastische Haselgerten dienen dem Wegsprengen. Die Holzscheiben wurden vorher im Feuer glühend gemacht und von einer Höhe aus ins Tal geschlagen. Feuerringe flogen dann durch die Nacht und hatte sicher auch den Ursprung im Geistervertreiben.
Nun kannte ich die vom Hörensagen – und zum Teil vom Sehen die drei Schweizer Ursportarten: “Schwingen”, “Hornussen” und “Steinstoßen”. Da dieses Wochenende in unmittelbarer Nähe ein interkatonales Hornusser Fest stattfand, beschloss ich, dies doch auch einmal anzuschauen. Und das Hornussen erinnerte mich sogleich ans Scheibensprengen. Und auf dem Internetprotal des Schweizerischen Hornusser Verbandes fand ich auch sogleich die Bestätigung: «Es war früher ein heidnischer Brauch, brennende Holzscheite vom Berg ins Tal zu schlagen. Damit sollten Geister vertrieben werden. Mit der Zeit verlagerte sich das Hornussen in die Täler. Entstanden aus einer uralten traditionellen Spielweise, ist Hornussen bis heute ein Spiel geblieben. Ein Mannschaftsspiel. »
Die Regeln sind sehr einfach. Jeder Spieler ist einmal Schläger. Allein auf sich gestellt versucht er, mit Mut zum Risiko und hoher Konzentrationsfähigkeit, den Hornuss möglichst weit ins Ries zu schlagen. Dort steht die Mannschaft, die versucht, mit großen Holzbrettern, Schindel genannt, den heranfliegenden Hornuss zu stoppen. Diese fliegende Scheibe wird auch “Nouss” genannt.
Der Begriff «Hornussen» geht auf den Schweizer Wortstamm «Hornen» oder «Hurnen» zurück, das nämlich ist das Geräusch, welches der Nouss macht, wenn er im Ries in Hörweite kommt, er brummt oder eben hornt.
Das erste, bekannte Wetthornussen fand bereits 1655 in Trub im Emmental statt.
Als Preise winken den Siegern Kopfkränze, Treicheln, Glocken und Medaillen; die besten Mannschaften erhalten Hörner. «Es sind aber nicht Kuh-, sondern Hörner vom Watussirind, eine Hausrindrasse in Ostafrika».
Und was gab es zu Essen? Vielerlei, aber alles ehr einfach und aus dem Vielerlei will ich zwei Besonderheiten herausnehmen:
“Ein Waldfest” und ein “Arbeiter Cordon Bleu”
Das Waldfest ist schnell beschrieben: Eine Cervelat, Senf, Brot und eine Flasche Bier! Und das Arbeiter Cordon Bleu? Eine halbierte Cervelat, zwischen die Hälfte eine Scheibe Käse und alles zusammengehalten von einer Scheibe Bratspeck. Das Ganze gegrillt natürlich.
Ich mag diese unprätentiösen Imbisse bei solch ländlichen Sportereignissen ausgesprochen gerne. Es hat wunderbar gemundet.
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Food Blogs die ich mag
Noch ist nicht die Zeit …
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Naja, beim Arbeiter-Cordon-Bleu musst Du noch ein bisschen üben… Soll ich Dir einen Kurs geben? ;-)
Auf jeden Fall, ich bin immer begierig eine “ordentliche” Schweizer Küche zu praktizieren.
Ahhhh, so schaut das aus! Danke für die Nachhilfe. Und bei so einem Ereignis ist das sicher der passende Imbiss! :)
Man lernt doch nie aus ;-)
WH hat nicht korrigiert. Folglich ist entweder der Cervelat im Emmental weiblich oder WH ist nach- resp. vorsichtig. In der Ostschweiz ist der Cervelat männlich, wie der Schüblig. Ich erinnere an das Rösti ;-)
Schöner unterhaltsamer Bericht, auch für mich mit zusätzlichen Informationen.
Houdini, bei uns heisst es tatsächlich «die Cervelat». Deshalb gab es nichts zu intervenieren :-)
Aus der Diskussion, was weiblich und was männlich ist, halte ich mich besser raus. Das macht ihr Schweizer bitter unter Euch aus.
Da haben es die Basler doch einfach …
Bei uns heisst dieselbe Wurst “dr Chlöpfer” und jede/r weiss was gemeint ist ;-)
So sind die Basler.
P.S. Email folgt!
sehr informativer und unterhaltsamer Ausflug – danke fürs virtuelle Mitnehmen.
Und am dazugehörigen bzw angebotenen Imbiss komm ich dann auch immer nicht vorbei. :-)
So geht es mir auch immer, den Imbiss muss ich probieren.
Was man hier nicht alles lernt. Für mich “die Cervelat”wurst. Aus der Schweiz kenne ich sie als “der Servelat”.
Ist aber auch egal – Hauptsache es schmeckt. Die “Arbeiter Cordon Bleus”, die ich bisher gegessen habe, waren nie mit durchgeschnittener Cervelat, sondern nur mit eingeschnittener.
Aber ich nehm’ sonst auch gern noch Nachhilfe… ;-)
Nachhilfe erhält man bei der Wilden Henne! ;-)