Ein Tier besteht eben nicht nur aus Filet und Schnitzel. Man sollte Wert darauf gelegt, dass Schlachttiere so weit wie möglich ganz verwertet werden. Heute gibt es vielerorten nur noch Zweierlei in der Pfanne: klinisch reines Filet oder Hackfleisch. Die große Mitte wurde vergessen. Seit 1999, als der Brite Fergus Henderson das Kochbuch „Nose to Tail Eating“ veröffentlichte, haben Kutteln, Nieren, Lunge und Herz eine neue, große Bühne gefunden. Die gastronomische Avantgarde genießt Speisen aus Zutaten, die früher Arme-Leute-Essen ausmachten.
Die hatten immer einen festen Platz vor allem auf den Tellern der nicht so begüterten Menschen. Bei einigen der Gerichte die daraus bereitet wurden, dürften sich allerdings nicht nur Vegetariern und Veganern die Nackenhaare aufstellen. Das ist sicherlich nicht so beim Ochsenmaulsalat. Da die Fleischzutat des Gerichts relativ preiswert war, zählte es auch in Arbeiterfamilien zu einer beliebten Mahlzeit.
Er wird aus gepökeltem und gekochtem Maulfleisch vom Rind hergestellt. Bekannt ist er vor allem im süddeutschen Raum, Österreich und der Schweiz. Vor allem in Franken und im Schwäbischen gilt der Ochsenmaulsalat als Spezialität.
Bereits seit dem 19. Jahrhundert gehört der Ochsenmaulsalat zu den Spezialitäten der Nürnberger Küche. Allein zwölf Fabriken waren in Nürnberg um 1900 auf die Herstellung des beliebten Schmaus spezialisiert.
Ein Produzent, zwischen den Fleischbänken gelegen, warb um die Jahrhundertwende für seinen Ochsenmaulsalat folgendermaßen: „Wer von den Herren Gastwirten Friedrich Heydolph´s echten Nürnberger Ochsenmaulsalat in seinem Restaurant noch nicht eingeführt hat, der mache gefl. Einen Versuch damit, da diese Nürnberger Spezialität eine ebenso beliebte, als pikante Zuspeise zu Bier und Wein ist. (…) Bei größerer Abnahme billigere Preise. Versandt franko nach allen Ländern. – Neunmal mit höchsten Auszeichnungen prämiirt, zuletzt Paris, April 1903. Goldene Medaille und Ehrenkreuz.“ Für ein 10 Pfund-Fässchen verlangte Heydolph 3,50 Mark, eine zwei Pfund-Blechdose kostete eine Mark.
Mit Essig, Zwiebeln, Schnittlauch und anderen ausgewählten Gewürzen verfeinert bekommt der Ochsenmaulsalat einen ganz besonderen und einzigartigen Geschmack. Traditionell wird der Ochsenmaulsalat mit frischem Brot oder zu Bratkartoffeln serviert.
Zutaten:
300 g festkochende Kartoffeln, 2 EL Butterschmalz, 1 Zwiebel, 1 Msp. Majoran getrocknet, Salz
200 g sauer eingelegtes Ochsenmaul in dünne Scheiben geschnitten, 1 Tomate, Salz, grob gemahlener schwarzer Pfeffer, 1 TL grob gemahlener Koriander, 2 EL Aceto balsamico, 1 TL Ahorn Sirup, 1 EL Sahne, 2 EL Olivenöl, 1 Hand voll Pflücksalatmischung, 1 Frühlingszwie-bel
Zubereitung:
Die Kartoffeln in der Schale 20 Minuten weich kochen, abschrecken (dann lassen sie sich besser pellen), abpellen und auskühlen lassen.
Den gehobelten Ochsenmalsalat noch einmal waschen und in eine Schüssel geben. Die geputzten Tomaten fein würfeln und mit einer Prise Salz, Pfeffer, Koriander, 1EL Balsamico, Ahorn Sirup, Sahne und Olivenöl verrühren. Die Ochsenmaulscheiben damit anmachen und eine gute viertel Stunde ziehen lassen.
Jetzt das Grünzeug waschen, trocken schütteln und klein schneiden. Den Pflücksalat und die Frühlingszwiebeln unter den marinierten Ochsenmaulsalat mischen und noch einmal abschmecken.
Die Zwiebel in Würfel schneiden. Die Pellkartoffeln in dünne Scheiben schneiden. Das Butterfett in der Pfanne erhitzen und die Kartoffeln darin bei starker Hitze schwenken, bis sie knusprig geworden sind. Jetzt die Zwiebeln dazugeben und so lange schwenken, bis auch die Zwiebeln Farbe angenommen haben. Mit Salz, Pfeffer, Majoran würzen und mit dem Salat servieren.
Nächste Woche gibt es Sauerfleisch mit Remoulade und Bratkartoffeln.