Hier haben wir drei westfälische Urrezepte, die man nicht unbedingt gegessen haben muss.
In Westfalen ist es so wie in anderen Regionen: Es gibt herausragende regionale Rezepte, die den Weg über die Grenzen gefunden haben. Und dann sind da jene Gerichte, die nur eine begrenzte regionale Bedeutung haben; aber für die Menschen in dieser Region eine besonderer Genuss sind. Nun trägt dieser Blog ja den Untertitel: Westfälische und andere Rezepte. Darum will ich auch auf jene Spezialitäten eingehen, die in einem engen regionalen Landstrich gegessen werden. Für ganz Westfalen haben sie keine regionale Bedeutung haben.
Das erste Rezept stammt aus Coesfeld und Umgebung im Münsterland. Dort ist es ein Muss und scheint mir noch das Interessanteste zu sein. Das kommt vielleicht daher, weil ich aus der Nähe von Coesfeld komme. Es hat eine starke Ähnlichkeit mit der steirischen Klachelsuppe und ist ebenfalls ein Schlachtessen: Knockepott. Wie der Name sagt, es ist ein Topf mit Knochen. Er wurde ursprünglich zur Resteverwertung aus Pfoten, Ohren und Schwänzen vom Schwein gekocht. Heute nimmt man für Knockepott Eisbein mit Füßen, Rindfleisch, Zwiebeln, Gewürze und etwas Essig und lässt das Ganze sehr lange garen, bis das Fleisch faserig zerfällt. Er wird mit Brot oder Kartoffeln gegessen.
Zutaten:
1 Eisbein mit Fuß
750 g Rindfleisch mit Knochen
2 Zwiebeln
4 Lorbeerblätter
Einige Nelken
1 El Wacholderbeeren
1 El Pfefferkörner
2 El Salz
2 Bund Suppengemüse
¼ l Obstessig
2 El Zucker
Salz, Pfeffer, Speisewürze
Zubereitung:
Eisbein und Rindfleisch unter fließendem Wasser abwaschen und trockentupfen.
Zwiebeln schälen, halbieren und je 1 Lorbeerblatt mit Nelken auf die Hälften stecken.
Etwa 2 Liter Wasser in einem Topf erhitzen, Zwiebeln, Wacholderbeeren, Pfefferkörner, Salz, Suppengemüse, Obstessig und Zucker dazugeben.
Fleisch ins kochende Wasser geben und bei mittlere Hitze etwa 2 Stunden köcheln lassen.
Mit Salz, Pfeffer und Speisewürze abschmecken.
Das zweite Rezept stammt aus dem nördlichen Sauerland aus der Umgebung von Arnsberg. Dort wird sie auch Rinderpümmel genannt. Ein Name, der zum Lächeln anregt. Zuerst dachte ich, dass ist im Prinzip keine richtige Wurst. Ich habe das Gericht ins Arnsberg im “Ratskeller” gegessen und erhielt eine Masse aus gekochter Rinderbrust und Brötchen, die mit Gewürzen (Pökelsalz, Pfeffer, Muskatnuss, gemahlene Nelken, Maggi) durch den Wolf gedreht wurde. Vorher wurde diese Wurstmasse in einem Darm gelagert, was wohl dann den Namen Wurst rechtfertigt. Zum Zubereiten wurde sie aus der Haut gedrückt und mit Zwiebelwürfeln in der Pfanne gebraten. Dazu gab es Bratkartoffeln, Salat und Essiggurke. Auf ein genaues Rezept verzichte ich hier. Nun habe ich freundlicher weise das Bild von Herrn Klemens Kordt kopieren dürfen. Da sieht der Rinderpümmel sehr anders und auch sehr schmackhaft aus. Und ich denke, wäre das, was ich gegessen habe, etwas besser gewürzt gewesen, hätte es mir gut geschmeckt. Das muss aber am Koch gelegen haben, denn die Küche war nicht in der Lage, mir das Gericht zu erklären. Der einzige Kommentar: “Das wird gerne und oft gegessen.”
Das dritte Rezept ist für mich das außergewöhnlichste. Ich habe nur davon gehört und immer mit dem Zusatz: es schmeckt befremdlich. Hier handelt es sich um die “Knochenwurst“, eine Wurstspezialität aus dem Oberen Sauerland.
Mett, Fleisch und in Stücke gehackte Rippchen vom Schwein werden mit Senfkörnern und anderen Gewürzen in eine Hülle (Kunststoff, Magen oder Darm) gefüllt und geräuchert. Die Wurst wird etwa zwei Stunden in Wasser gekocht; hier geben die Knochenstücke den besonderen Geschmack. Serviert wird die Knochenwurst mit Sauerkraut und Kartoffeln. Die Knochenstücke in der Wurst werden nicht mit gegessen, sondern abgenagt und beiseite gelegt.
* Die Bilder zu diesem Beitrag habe ich zum Teil aus dem Internet und mit freundlicher Genehmigung von Herrn Klemens Kordt.
Aus dem Blog Old Mountain BBQ des Herrn Ratgar Beckmann sind die Bilder von der Knochenwurst
Was allen drei Rezepten gemeinsam ist, ist, dass sie scheinbar der Verwertung des ganzen Tieres dienen. Das finde ich gut. Den Knockepott werde ich auf jeden Fall einmal für meine Mutter kochen. Sie ist große Eisbeinliebhaberin. :-)
Liebe Grüße,
Eva
Ich habe ja noch nie Knockepott gegessen, aber den probiere ich auch, wenn ich das nächste Mal in Coesfeld bin.
Liebe Grüße
Gerd
ich weiß das es hier in der einen oder anderen Ecke so seltsame Gerichte gibt, aber essen mag ich das nicht, lieber schaue ich mir die Landschaften an.
Viele Grüße
Klärchen
Also Klärchen,
man muss nicht alles mögen. Manche dieser Dingen kennt man ja aus der Kindheit und isst sie dann ein Leben lang gerne. Mir geht das so mit Panhas. Andere Gerichte wie zum Beispiel Himmel und Erde habe ich als Kind nicht gemocht. Inzwischen liebe ich sie. Nur inzwischen bereite ich das etwas anders zu als meine Großmutter.
Die Landschaft öffnet aber uns beiden das Herz, die kann ich mir stundenlang ansehen.
Liebe Grüße
Toettchen
Das finde ich immer gut, wenn es Rezepte gibt, die die “minderen” Reste von Tieren verwerten. Wobei ich ganz ehrlich gestehen muss, dass sie dann doch gewöhnungsbedürftig klingen, weil ich es selber nicht gewöhnt bin, alle diese Sachen zu essen.
Manche Dinge klingen gewöhnungsbedürftig, das ist mir schon oft so gegangen, Dann hab ich es probiert und war begeistert. Und bei manchen war es genau umgekehrt.
Wir haben früher selbst geschlachtet und da wurde eigentlich auch immer alles verwertet. Wobei mir als Kind die Metzelsuppe am liebsten war, vorallem wenn eine Wurst beim Brühen aufgeplatzt ist :) Okay, noch lieber war sie mir in der Thermoskanne, in der ich sie an die Nachbarn verteilt habe und meistens Schokolade oder ein paar Mark bekam ;)
Und ich würde bei Deiner Auswahl wohl zum Rinderpümmel greifen.
Richtig, die Nachbarn bekamen immer etwas ab, wenn geschlachtet wurde. Dazu gehörte auf jeden Fall die Metzelsuppe.
Interessante Gerichte. Ich würde mich an den Knockepott halten. Die Knochenwurst sieht zwar auch nicht schlecht aus, aber abgnagen ist nicht so mein Ding. Und den Rinderpümmel würde ich vor lauter Lachen nicht essen können. :-)
Ich habe auch erst mal bei dem Namen gegrinst. In Sachen Knockepott, stimmen wir auch überein.
Die oder der Rinderpümmel erinnert stark an die 2 Würste, die ich eben gerade verdrückt habe, die aber auch nur Würste heissen, weil sie im Darm verkauft werden, gegrillt, wie die St.Galler Bratwurst. Drinnen sind Spuren von Schweinehack und etwa 2/3 Khao Niao (Klebreis) und 1/3 Wun Sen (Reisnudeln). Sie schmecken mir aber ausgezeichnet, und die abgebildeten Pümmel würden mir sicher auch schmecken.
Ich glaubte zu wissen, es dürfe in DE und CH nichts Wurst genannt werden, das Teigwaren, Brot, etc. drin hätte, obwohl ich schon länger fand, manche solche “Würste” schmeckten gut, sogar besser als eine mittelmässige richtige Wurst.
In Deutschland dürfen schon andere Inhaltsstoffe enthalten sein. Nur die Menge ist festgelegt. Ich sollte Dir mal das Protokoll einer Gerichtsverhandlung zeigen, in der der Metzger angeklagt war, zu viel Mehl in seiner Schlackwurst (so eine Art Salami) zu haben. Umständlich erklärte er Mann dem Gericht, dass er die Wurst ja Brotwurst nennt. Dann wäre jedem klar, dass da Mehl drinnen sei. Bei Wurstbrot wäre das umgekehrt. Jeder wüsste ja, dass ein Butterbrot nicht überwiegend Butter sei, sondern Brot den größeren Teil ausmache. Und so bracht er Beispiel um Beispiel.
Er wurde zu einer Busse verdonnert. Damit konnte er zufrieden sein. Denn wie heißt es so schön: “Wenn rauskommt, was der Metzger da rein tut, dann kommt der Metzger rein und lange nicht raus.”
Abgesehen davon. Hier bietet die Supermarktkette “Netto” Fleischprodukte mit 30 % hochwertigen pflanzlichen Eiweiß an. Wie ich inzwischen gelesen habe, strecken sie die mit einer entsprechenden Menge Mehl.
Ich bin froh, habe ich im Ratskeller nicht dieses Wurstgehäcksel bestellt. Mein Sauerbraten schmeckte ausserordentlich gut. Aber bei mir hat der kleine Feger nicht gesagt, dass das oft bestellt und gerne gegessen wird. Spezielles Volk, diese Sauerländer ;-)
Alle drei Gerichte dieses Beitrages wären jetzt nicht so meins. Ich finde, man kann Fleisch auf bessere Arten verwerten. Und die Knochenwurst sieht meiner Meinung nach äusserst unappetitlich aus – da würde ich ich mich weigern, das zu essen.
@ WildeHenne
Wenn die Knochenwurst hingegen mit leckerem Knochenmark gefüllt wäre … ;-)
Das wär ja was, Dybli, aber das hier sind ja Schweineknochen… ähm, ich verzichte wirklich lieber ;-)
Dann muss sie nicht in die Pelle, denn der Röhrenknochen ist doch die perfekte Hülle. Hatte ich gestern Abend: Gegrillten Ochsneröhrenknochen mit Knoblauch, Salz und Brot.
Der kleine Feger? Das war eine hübsche Maus!
Vermutlich würde mir das Gericht mit Eisbein am Besten schmecken.
Probieren würde ich alle drei, diese herrliche, herbstliche Landschaft macht Hunger auf Deftiges.
Liebe Grüße, Ihre Arabella
Und auch wir beide gehen einig: der Knockepott reizt!
Sehr, sehr interessant, diese unterschiedlichen Spezialitäten …. irgendwie erinnert mich diese Knochenwurst, auch wenn sie optische wenig Ähnlichkeit aufweist, an die Andouilette, damit könnte man mich auch meilenweit jagen.
So was ähnliches wie die Andouilette gibt es im Emmental. Die heißt dort Schwartenwurst. Einmal war ich neugierig und habe sie bestellt. – Ja manches mal wird Neugier bestraft.
meine Mutter kochte früher zu Silvester immer Knockepott. Sie (und ich) sind in Bocholt geboren, wo es wohl an dem Tag zur Tradition gehörte. Sie ließ das Gericht aber ganz sicher mehr als 2 Stunden köcheln und war erst zufrieden, wenn das Fleisch zerfiel und man es nicht mehr voneinander unterscheiden konnte…Die Knochenstücke fischte sie beim Umrühren nach und nach raus.. Ach ja.. sie hat auch immer noch Schweineohren und Schwänze mitgekocht..Diese bekommt man aber heute nur noch auf Bestellung..