Inat Kuca in Sarajevo und Mućkalica

Langgestreckt liegt Sarajevo zwischen den Bergen. Am östlichen Ende, bereits da wo die Altstadt  Baščaršija endet findet man direkt am linken Ufer der Miljacka das wohl außergewöhnlichste Gebäude der Stadt: das Rathaus.

Rathaus von Sarajevo

Als die österreichisch-ungarische Monarchie in Bosnien und Herzegowina an die Macht kam, baute sie zahlreiche Gebäude wie das Postamt, das Nationalmuseum, die Juristische Fakultät und nicht zuletzt das Rathaus. Der Standort sollte neben dem östlichen Ende der Altstadt sein, wo die Seher-Cehaja-Brücke die ersten Steinbrücke in Sarajevo den Fluss überspannte.  Zu der Zeit hatte die Brücke noch fünf Bögen von denen später einer bei der  Regulierung des Flussverlaufs in die Ufermauer der Miljacka eingemauert wurde.  Diese Brücke gewann an besonderer Bedeutung mit dem geplanten Bau des Rathauses.

Um das Rathaus bauen zu können, mussten die umliegenden Häuser abgerissen werden. Darunter das Haus des alten Benderija, der aus Sarajevo stammte. Er erlaubte ihnen nicht, sein Haus abzureißen, weil dieses Haus sein geistlicher Frieden war. Nach langen Verhandlungen bat der störrische alte Mann die Monarchie, ihm einen Sack Goldmünzen zu zahlen und sein Haus Stein für Stein, an das andere Ufer der Miljacka zu verlegen.

Sie hatten keine andere Wahl, als zu tun, was er verlangte. Seitdem wurde Benderijas Haus nach seiner Bosheit „Inat Kuca“ genannt. Wie es auf der offiziellen Seite von „Inat Kuca“ heißt, ist es immer noch da, um allen Regierungen die Stirn zu bieten, und es symbolisiert bosnischen Trotz.

Man sagt: Trotz und Sturheit sind gemeinsame Merkmale der Sarajevaner. Vieles geschieht hier ausschließlich aus Trotz. 

Haus des Widerstands

Heute ist im „Haus des Widerstandes ein Restaurant untergebracht. Es ist rustikal malerisch ausgestattet und dies alleine lohnt ein Besuch. Auf der Karte stehen ausschließlich alt hergebrachte Speisen der Region. Dort habe ich zum ersten mal Mućkalica angeboten bekommen und probiert.

Es war nicht schlecht, aber das alleine kann es nicht sein, sagte ich mir und versuchte mehr über das Gericht zu erfahren. Wikipedia schreibt: „Mućkalica ist ein serbisches Gericht, ein Eintopf aus gegrilltem Fleisch und Gemüse. Sein Name leitet sich von mućkati ab und bedeutet „schütteln, umrühren, mischen“.“  Einmal wird es als typisches südserbisches Gericht beschrieben, ein anderes mal heißt es, das es aus Dubrovnik in Kroatien stammt. Alles spricht dafür, dass Schweinefleisch verwendet wurde, aber wahrscheinlich nicht so in Sarajevo. Hier dominiert Rind- und Kalbfleisch, um die religiösen Gebote anderer Gemeinschaften nicht zu verletzen. Es gibt sogar ein Rezept im DDR Kochbuch, von dem ich aber abraten möchte. Ursprünglich war es ein Resteessen, wobei Fleischreste vom Grillen als Grundlage genommen wurden. Eins ist sicher, Fleisch, Paprika und Tomaten gehören hinein. Und so wie Sarajevo eine multikulturelle Stadt ist, habe ich aus allem mein eigenes Rezept kreiert:

800 g Tafelspitz vom Kalb,  drei rote Paprikaschoten, 4 fleischige Tomaten, 2 Zwiebeln, Knoblauchzehen, Butterschmalz oder Öl, edelsüßes und scharfes Paprikapulver (die Mischung je nach Geschmack), Petersilie, Salz und Pfeffer

Zubereitung:

Die Paprikaschoten reinigen, teilen und das Kerngehäuse entfernen, dann so lange im Backofen bei 200 Grad (Umluft) backen, bis die Haut schwarz wurde. Die Schoten abdecken oder in eine Plastiktüte geben und abkühlen lassen. Durch das Abdecken oder auch durch die Tüte löst sich die Haut und lässt sich leicht abziehen. Dann in kleine Würfel schneiden.

Die Tomaten in heißes Wasser geben, kurz aufkoche, dann abschrecken und auch davon die Haut abziehen. Das innere von der Tomate herausheben und in ein Sieb geben und den Saft auffangen. Dann das Fruchtfleisch fein würfeln.

Den Tafelspitz in fingergroße Streifen schneiden und scharf in einem schweren Topf in Butterschmalz oder Öl so braten, dass sie nahezu gar sind.

Zwiebeln, Knoblauch klein schneiden und hinzugeben und leicht anbraten (ca. 10 min köcheln lassen).

Tomaten und Paprikaschoten  hinzugeben und 10 min weiter köcheln lassen.

Die Petersilie fein schneiden und dazugeben, würzen.

Alles in einem abgedeckten Tontopf (oder eine verschließbare Auflaufform) umfüllen und bei niederer Temperatur (ca. 80° C) im Backofen für 30 Minuten nachgaren.

Mit Brot servieren.

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