Die Bergische und Niederrheinische Kaffeetafel

Wir kamen aus dem Münsterland und fuhren quer durch Dortmund nach Wetter an der Ruhr – im Süden von Dortmund wurde es schon so grün, dass die Ortsfremden anzweifelten noch im Ruhrgebiet zu sein. Es ist kaum zu glauben, dass sich hier die Anfänge des Ruhrbergbaus finden. In der ehemaligen Freigrafschaft Volmarstein wurde seit Mitte des 16. Jahrhunderts Steinkohle abgebaut. 1645 betrieb Thönies Steinhaus zum Besten der Kirche in Wengern Steinkohleabbau im Steinhauser Grund. Die Überreste des frühen Steinkohlenbergbaus an der mittleren Ruhr kann man noch im Gebiet zwischen Volmarstein und Wengern an den Mundlöchern, Lochsteinen und Erbstollen erkennen. Die Industriealisierung schritt schnell voran. Bereits um 1661 siedelte der Kurfürst von Brandenburg eine Messerschmiede aus dem Raum Solingen in Oberwengern und auf dem benachbarten Gut Hülsberg an. Heute sind all diese kleinen Orte Stadtteile von Wetter a.d.Ruhr.
Ein kurzer Aufenthalt, die schönen alten Fachwerkhäuser angeschaut und weiter ging es, denn die Zeit drängte. Unser Ziel war das Gasthaus „Zur schönen Aussicht“ in Burg. Dort steht das Stammschloss der Grafen und Herzöge von Berg, die auch dem Bergischen Land seinen Namen gaben. Es waren schon viele Jahre vergangen, dass ich seit meiner Kindheit dort war. Doch die Erinnerung ist immer lebendig geblieben, und jetzt wollte ich meinem Sohn Fa. zeigen, wo wir an besonderen Tagen vor nahezu 50 Jahren zur „Bergischen Kaffeetafel“ fuhren. Ganz sicher war ich mir nicht, dass alles noch beim Alten geblieben ist.
Auch in Burg hatte sich vieles verändert, aber das Gasthaus „Zur schönen Aussicht“ war immer noch da und auf Nachfrage erhielten wir die Antwort: „Selbstverständlich haben wir noch immer die Bergische Kaffeetafel.“
Und dann wurde sie serviert: Kaffe aus der „Dröppelminna“, frische warme Bergische Waffeln mit Reis, Zimt und Zucker, Zwieback, Rosinenstuten, Sandkuchen, Schwarzbrot, Landbrot, Schinken, Wurst, Käse, Butter, Quark und Konfitüre. Ja, da war es geradezu wie vor all den Jahren.
Die Minna, das war oft der dienstbare Geist im Haus. Die Dröppelminna aber ist eine bauchige Kaffeekanne aus Zinn mit einem Kränchen dran. Sie steht auf drei Füßen und hat Handgriffe, dass man sich nicht die Finger verbrennt, denn diese Minna wird höllisch heiß. „Dröppeln“ das lässt ahnen, dass das Kränchen mit der Zeit nicht mehr ganz dicht war und es langsam in eine bereitgestellte Tasse tropfte.
Es gingen noch zwei Jahre ins Land, da habe ich erfahren, dass es auch eine „Niederrheinische Kaffeetafel“ gibt. Die beiden Kaffeetafeln ähneln sich schon sehr. Doch die Niederrheinische Kaffeetafel kommt ohne Waffeln und Milchreis mit Zimt und Zucker aus. Dafür darf Rübenkraut und Blutwurst nicht fehlen. Hier vereinen sich Deftiges und Süßes miteinander. Typische, im Grunde sehr einfache Bestandteile sind Kaffee, Schinken, Wurst, Brot, Rosinenstuten, Rübenkraut, Kuchen und zu guter letzt ein Schnaps.
Das nächste Mal werde ich die Niederrheinische Kaffeetafel versuchen!

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