Manuel Vázquez Montalbán und die Würste aus Katalonien

Carvalho kauft seine butifarras in La Garriga: frisch gekocht, mit Blut und Ei. Nach den Deutschen versteh es in Europa die Katalanen am besten, das Hausschwein für die kulinarische Kultur zu nutzen. Abgesehen von den kraftlosen, faden Schinken gebührt den Schweinen des Landes die Ehre, wahre Wunderwerke der Phantasie in Gestalt von Würsten hervorzubringen. Eine Mustersammlung von Beweisen für Carvalhos Theorie prangt auf dem Anrichtetisch der Fonda Europa in Granollers, das manchmal das Ziel seiner Eskapaden ist. Jedes Mal stellt er überrascht und bewundernd fest, dass man hier den guten gastronomischen Traditionen treu geblieben ist. Auf dem Anrichtetisch türmen sich Würste der in der Speisekarte sogenannten matanca del porc de Lllerona*.
(Manuel Vázques Montalbán – Die Einsamkeit des Managers | Ein Pepe-Carvalho-Roman)

Fonda Europa in Granollers

Fonda Europa in Granollers

Man muss trinken, um sich zu erinnern,
und essen, um zu vergessen.

manuel vaque montalbaManuel Vázquez Montalbán wurde 1939 in Barcelona geboren, zu dem Zeitpunkt, als Franco im Bürgerkrieg siegte und Spanien ins Elend stürzte. Montalbáns Vater, Mitglied der sozialistischen Partei, kam nach dem Bürgerkrieg vor ein Kriegsgericht und ins Gefängnis, wo er seinen Sohn erst kennenlernte, als dieser Bereits drei Jahre alt war. Montalbán wuchs im Hafen- und damit Armenviertel Barcelonas auf, verdiente seine ersten Peseten, indem er von Haus zu Haus zog und die Prämien der Lebensversicherungsgesellschaft eintrieb. Mit 17 begann er zu schreiben und trug so zum Überleben seiner Familie bei.
1972 erscheint der erste Roman der Serie um Privatdetektiv Pepe Carvalho. Carvalho ist eine Art alter ego Montalbáns, wie sein Schöpfer ein leidenschaftlicher Verehrer der guten Küche, geschult an der katalanischen Küche seiner Großmutter, Ex-Kommunist und scharfer Zyniker. Die reine Kriminalhandlung stand allerdings nie im Vordergrund der Carvalho-Romane, vielmehr ging es dem Autor um die kritische Beobachtung seiner Heimatstadt Barcelona und der spanischen Gesellschaft im Allgemeinen.
Der begeisterte Fußball-Fan (FC Barcelona) und »hedonistische Marxist« Montalbán war ein Vielschreiber, wie er im Buche steht. Mehr als 100 Romane, Gedichtbände, Sportreportagen, Restaurantkritiken, Kochbücher und Essays sowie tausende Zeitungsartikel (u.a. die allmontägliche gesellschaftskritische Kolumne in »El País«) belegen Montalbáns Produktivität. Tatsächlich schrieb Montalbán mehrere Bücher gleichzeitig, um dieses immense Pensum zu bewerkstelligen.
Manuel Vazquez Montalban starb am 18. Oktober 2003 in der Wartehalle des Flughafens der thailändischen Hauptstadt Bangkok auf der Rückkehr von einer Lesereise in Australien an einem Herzinfarkt.

Für nicht Krimi-Leser empfiehlt sich sein Buch: „Die Küche der läßlichen Sünden. „Die kulinarische Essenz zahlreicher Krimis, in denen der Feinschmecker endlich zum Essen kommt oder gar selbst kocht, ist hier auf den Punkt gebracht. Die ausführlichen Rezepte ergeben fünf köstliche »Krimi-Menüs«.“ (krimi-couch.de)
spanische-bohnen
Botifarra mit Bohnen

400 g kleine weiße Bohnen (aus der Dose oder über Nacht eingeweicht)
4 Bratwürste (am besten vom Schwein)
Olivenöl
250 g Austernpilze
2 Knoblauchzehen
250 ml trockener Portwein
Petersilie
Salz, Pfeffer

Die Bratwürste langsam in einer Pfanne von allen Seiten in Olivenöl braten. In einer zweiten Pfanne die klein geschnittenen Austernpilze in Öl anschwitzen, den klein gehackten Knoblauch zugeben und alles glasig braten. Die abgetropften Bohnen zufügen (ob man getrocknete Bohnen nimmt, die über Nacht einweichen müssen, oder bereits gekochte aus der Dose, ist Geschmackssache). Mit dem Portwein (alternativ Weißwein) nach und nach ablöschen, fertig garen, die Bohnen sollten noch Biss haben. Mit Salz, Pfeffer und gehackter Petersilie abschmecken. Bohnengemüse und Wurst auf dem Teller verteilen und mit Petersilie bestreuen.
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Nachgekocht – das Rezept stammt aus der „Die Zeit“ 04/2014 –
Statt fasten – Wurst und Bohnen-Das katalanische Nationalgericht „botifarra amb mongetes“ besticht durch seine Leichtigkeit: Wurst aus magerem Schweinefleisch und weiße Bohnen. (von Margit Stoffels)
Die Würste sind selbst gestopft nach einer Beschreibung aus dem Krimi „Die Einsamkeit des Managers“.

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8 Antworten zu Manuel Vázquez Montalbán und die Würste aus Katalonien

  1. Susanne sagt:

    Ah…Montalbán mag ich…zu lange nicht gelesen. Und so ein Eintopf, der käme jetzt auch grade recht; die Wurst-Pilz-Bohnen-Kombination gefällt mir.

  2. Eva sagt:

    Montalbán – notiert, Herr H. verlangte gestern nach neuer Lektüre. :-)
    Und gefastet habe ich früher genug, her mit dem leckeren katalanischen Nationalgericht. Eine Frage, wo beziehst du die Därme für’s Wursten?
    Liebe Grüße,
    Eva

  3. WildeHenne sagt:

    Würste hat es ja leider keine mehr, aber die restlichen Bohnen mit Austernpilzen werde ich mir heute zu Mittag wärmen… *fröi*

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