Schnibbelbohnen, Schneidebohnen oder auch Fitzebohnen – das sind drei Namen für ein und dasselbe Gericht. Sie werden sowohl frisch gegessen, als auch wie Sauerkraut milchsauer vergoren. Die gesäuerten Bohnen findet man aber überwiegend im Rheinland. Ansonsten sind sie in ganz Westfalen verbreitet und erfreuten sich solch einer Beliebtheit, dass es in Lübbecke sogar einen Fitzebohnenverein gibt.
Stangenbohnen werden in feine Querstreifen geschnitten; je feiner, umso besser. Dafür eignet sich am besten eine klassische alte Schnibbelbohnenmaschine. Meine dürfte an die hundert Jahre alt sein und das sieht man ihr an. Sie hat in all den Jahren in meiner Familie immer gut ihre Aufgaben bewältigt. Inzwischen sind diese Maschinen schwer zu finden, so wie viele gute alte Küchenhelfer aus den Haushaltsgeschäften verschwunden sind. Ich kenne noch zwei Geschäfte, die von unten bis oben mit Küchenutensilien vollgestopft sind. Viele kleine und größere Schubladen und hohe Regale – und vor allen Dingen, der Inhaber weiß ganz genau, wo etwas ist. Leider ist das eine in Mulhouse im Elsass und das andere in Verbania im Piemont. Das sind nicht die kürzesten Wege, aber sie lohnen sich.
Wie die Maschine funktioniert? Schauen Sie, ich nehme eine Bohne, schneide beide Enden ab, stecke sie in das passende Loch, aufpassen, dass es auch das Richtige ist – ja, ich weiß, das ähnelt einem Lernspiel für Kleinkinder, nur dass es hier für Senioren ist -, ich drehe die Kurbel und auf der anderen Seite kommen meine Schnippel raus, meine Bohnenschnippel, mundgerechte Stücke werden so aus den Bohnen geschnitten. Dieser wunderbare Apparat heißt Schnippelbohnenmaschine, was durchaus naheliegend ist. Ich finde ihn fantastisch, ach was sage ich, genial. Wie bittte? Sie wollen das mit einem Brett und Messer machen. Na dann schneiden sie mal für eine große Familie oder gar für einen Wintervorrat an eingekochten oder gesäuerten Bohnen.
Klassisch werden Schnibbelbohnen mit Mettwürsten oder gepökeltem Fleisch serviert. Heute aber gibt es Schnibbelbohnensuppe mit Flusszander.
Zutaten
500 g frische Stangenbohnen
500 g Kartoffeln (mehlig, kochend)
Bohnenkraut
1 Zwiebel
20 g Butter
50 g gewürfelten Bacon
1 l Gemüse- oder Fleischbrühe
Mehl
1/8 l Sahne
Salz, Pfeffer
Zanderfilet
Roggenflocken
Dill
Paprika edelsüß
Zubereitung
Stangenbohnen fädeln, waschen und schnibbeln.
Die Bohnen in einem großen Topf mit genügend kaltem Wasser aufsetzen und zum Kochen bringen. Nach 10 Minuten Kochzeit die Bohnen abgießen.
In der Zwischenzeit die Kartoffeln schälen und in große Würfel schneiden.
Die Butter in einem Topf auslassen und die Zwiebel leicht andünsten, dann das Bohnenkraut auf das heiße Fett geben. Wenn man das Bohnenkraut bereits in das heiße Fett gibt, erschließt sich besser sein Geschmack. Dann kommen die Kartoffelwürfel, leicht anbraten lassen und zum Schluss gibt man die vorgekochten Bohnen dazu und gießt mit der Brühe auf, bis alles bedeckt ist. Man braucht eventuell nicht alle Brühe.
Eine gute Prise Salz hinzufügen. 30 Minuten kochen lassen. Ab und zu mal durchrühren.
Die Kartoffeln in der Suppe etwas durch stampfen damit die Suppe sämig wird.
Mit etwas Mehl und Sahne die Suppe binden.
Den Speck fein würfeln und in einer kleinen Pfanne bei nicht zu großer Hitze auslassen. Wenn die Würfelchen hellbraun sind, alles vorsichtig zur Suppe geben. Es spritzt kaum, wenn man das Fett am Topfrand in die Suppe laufen lässt. Jetzt abschmecken und nicht mit Pfeffer sparen!
Das Zanderfilet in Querstreifen schneiden, mit Salz, Pfeffer, einer Spur edelsüßer Paprika und wenig Dill würzen. Dann mit Ei und Roggenflocken panieren und kurz in der Pfanne bei mittlerer Hitze garen. Der Zander wird auf der Suppe, die etwas dicklich sein muss, angerichtet.
P.S. Die Bohnen haben so gut geschmeckt, dass ich in den nächsten Tagen noch einmal Schnibbelbohnen machen werde. Auch nicht klassisch, sondern: Rauchmatjesfilet mit Schnibbelbohnen, Kartöffelchen und dazu Apfelschmand mit Limetten-Aroma