Überall gibt es Hackleischbällchen. Welch Wunder, denn sie sind schnell zubereitet, das Fleisch ist in der Regel preiswert und durch kleine Veränderungen werden schnell aus profanen Hackfleischbällchen regionale Spezialitäten.
Im Ruhrgebiet, ja in ganz Westfalen heißen sie Frikadellen, sollten einen hohen Fleischanteil haben, meist gemischtes Rind- und Schweinefleisch. Brot muss unbedingt mit hinein.
Die allgemeinen Meinung, dass das Brot zum Strecken dient, stimmt nicht. Das Brot wird wird hauptsächlich zur Lockerung des Hackfleischteigs gebraucht. Dabei kommt auf das Mischungsverhältnis an. Eine Faustregel sagt: ein altbackenes Brötchen Brötchen auf ½ Pfund Hackfleisch.Vor kurzem las ich:“Ist mal kein altbackenes Brot vorhanden, kann man auch eine handvoll Semmelbrösel in Sahne oder Milch quellen lassen bevor man es unter die Masse hebt,“ – stimmt absolut nicht, denn dann wird die Frikadelle viel zu fest. Aber das ist Geschmacksache.
Andere Länder, andere Sitten. Anstatt des Brotes kann auch eine gekochte, gepresste Kartoffel, Kartoffelbrei , Haferflocken (eingeweicht), Reis, Bulgur, Linsen oder Cornflakes (ungesüßt) genommen werden. Die Liste der Zutaten ließe sich sicher unendlich verlängern.
Da gibt es einen Fernsehkoch, der empfiehlt, das Brot in Milch einzuweichen. Das kannte ich vom Ewald Plachuta. Der hat aber keine steinharten Semmel empfohlen, sondern altbackene Brötchen, die man noch in feinste Scheibchen schneiden konnte – und Milch nimmt er auch nicht, sondern Sahne.
Ich persönlich bevorzuge hier Vollkornbrötchen (ohne Ölsaaten oben auf), die ich erst ganz kurz in warmen Wasser vorweiche, dann gut ausdrücke und danach in Sahne langsam nachweichen lasse. Ca. 50 g Brötchen (entrindet) auf 250 g Hackfleisch, 1 Ei zum Binden, Salz, Pfeffer, Muskat, eine Messerspitze Majoran, fein gehackte Zwiebeln. Je nach Lust und Laune, misch ich auch schon einmal geraffeltes Gemüse, Nüsse oder feine Käsewürfel unter. Ich brate die Frikadellen generell in Butterfett.
Nach dem Braten nehme ich erst die Frikadellen und dann das Fett aus der Pfanne und löse den Bodensatz mit etwas Demi Glace.
Dazu gab es mehlig kochende Salzkartoffeln und Wirsinggemüse.
Klasse! Nach Trüffel, Foie Gras, Lachs, Kaviar und Konsorten gelüstet es mich nach Bodenständigem, am liebsten Fleischlos, aber Hack ist ja auch kein Fleisch,oder? ;-)
Was ist das im Wirsinggemüse? Möhrenraspel?
Hallo Bonjour Alsace,
ja, da ist Möhrenraspel drin. Ich mach den Wirsing so, dass ich die äußeren Blätter wegnehme und den inneren Teil fein schneide und blanchiere. Dann röste ich in Butterschmalz Kümmelsamen(wenig), Zwiebeln, Möhrenraspel, Knoblauch und die äußeren Blätter, die ich in feine Streifen schneide an. Nach einer Weile gebe ich den blanchierten Kohl dazu, bestäube alles mit 1 TL Maisstärke und gebe Sahne dazu. Das lasse ich alles zusammen anziehen und schmecke schließlich mit Salz und Pfeffer ab.
Gute Tage ins Neue Jahr!
Eine Kulturgeschichte der Frikadelle :-) Fleischpflanzerl heißen sie in Bayern und werden auch gerne mit etwas Kalbshack gemacht. Ich bin eine Anhängerin deiner Semmelmethode; mit Kartoffel mag ich sie in der orientalischen Variante aber auch.
Hallo Susanne,
ja, das mit Kalbshack mag ich auch, und manchmal mache ich sie ganz aus Kalbshack. Zum Beispiel wenn ich sie mit Kräutern (kerbel, Estragon usw.) würze.
Gute Tage ins Neue Jahr!
Ich habe von Herrn H. zu Weihnachten einen Fleischwolfaufsatz für die Maschine bekommen, nun kann ich endlich mein Hack selbst machen und weiß dann genau, was drin ist. Das ist wichtig, da wir beide Fleischbällchen aller Art sehr lieben, egal ob gebraten oder gekocht.
Deine Frikadellen sehen köstlichst aus!
Liebe Grüße,
Eva
Danke für das Kompliment. Jetzt kann es ja auch ans Selbstwursten gehen. Das mache ich ja seit einem Jahr! Dazu ein vielleicht interessanter Link: http://www.thegingerpig.co.uk/butchery-classes/ . Hier hatte ich die Wurst-Klasse belegt. Sehr epfehlenswert! und hier ein Link der die Klasse in einem kleinen Video zeigt: http://www.youtube.com/watch?v=-FHdsziKKLs