Möhren-Kartoffelstampf mit geschmorten Wirsingstreifen und Speck / Graupensuppe und Brot

Blogevent Satte ZWEI für weniger als 5
Beide Gerichte, die ich heute im Rahmen des Blog-Events „Satte 2 für weniger als 5 Euro“ vorstelle und nachgekocht habe, stammen aus der Arbeiterküche des Ruhrgebiets.
Wenn man heute im „Ruhrpott“ nach den Lieblingsgerichten der „Ruhries“ oder „Pöttler“ fragt, hört man wohl am häufigsten Currywurst mit Pommes Schranke und vielleicht noch Kohlrouladen oder Kartoffelpuffer – viel mehr fällt den meisten auf die Frage nach ihrem Leib- und Magengericht nicht ein.
Die Suche nach dem Leibgericht ist im Ruhrgebiet kniffliger als in homogenen süddeutschen Regionen mit jahrhundertelang gewachsener Kochtradition wie Baden oder Bayern – denn an der Ruhr kamen mit jeder neuen Einwanderungswelle von Industriearbeitern auch kulinarisch neue Impulse: Pizza, Pasta und Rucola-Salat von Italienern, die ab 1850 die Eisenbahnlinien an der Ruhr bauten, Krautwickel und süß-saure Rote-Beete-Suppen von den polnischen Bergarbeitern und in jüngerer Zeit Lammgerichte mit Schwarzkümmel und Knoblauch von türkischen Zuwanderern, wie der Wissenschaftler beobachtet hat.
Früher gab es das meiste davon nicht. Es waren selbstgekochte Steckrüben mit Speck, die manche Bergmannsfrau Tag für Tag ans Zechentor brachte, Kohlgerichten aller Art, Aalen aus Ruhr und Rhein-Herne-Kanal und als Festessen ab und zu einer gebratenen Taube im Speckmantel oder einem Kaninchen aus dem eigenen Stall. Ich mag mich an eine Episode aus „Kumpel Anton“ erinnern, als Cerwinskie seinen Freund Anton fragt: „Was machse lieba. Sonnen krossen Schweinebraten oder Erbsensuppe?“ „Erbsensuppe“, sagt Anton, „weil vonnen Schweinebraten kriechze immer nur ’n Fisselchen, un bei die Erbsensuppe, kannze immer noch nen Teller nachhamm.“
Die Ruhrküche war und ist eine Küche für körperlich hart arbeitende Menschen mit vielen günstigen Rezepten. Wo für teure Zutaten das Geld nicht reicht, veredelt geschicktes Kochen die Ware.

Bilder aus dem Museumshaus in der Bergmannssiedlung in Kamp-Lintfort

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So war das auch in der Familie R., woher ich die Variante des folgendes Gerichts kenne. Während es bei mir daheim meist die bäuerliche Küche des Münsterlandes gab, bekam mein Klassenkamerad Heinz oft „Arbeiteressen“, worum ich ihn auch beneidete. Möhren-Kartoffelstampf, gab es auch bei uns daheim. Dann gab es dazu Kotelett oder Mettwurst. Bei Heinz machte die Mutter eine sehr leckere Variante. Sie schmorte kurz blanchierte Wirsingblätter mit Zwiebelwürfel und Speckstückchen in der Pfanne an. Langsam musste alles schmoren, damit sich die schönen Röstaromen entfalteten. Das langsame Schmoren bereitete keine Probleme, denn gekocht wurde auf dem Kohleherd, wo es verschiedene Hitzezonen gab. Und Kohle hatte es genug, bekam doch jeder Bergmann „Hausbrand“ als Deputat. Diese Wirsingstreifen mit Speckwürfel gab es dann zum Stampf. Man rührte etwas in den Stampf und aß es. Dadurch hatte alles einen schönen Biss, der bittere Wirsing harmonisierte wunderbar mit dem leicht süßlichen Möhren-Kartoffelstampf.

Möhren-Kartoffelstampf mit geschmorten Wirsingstreifen
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Zutaten:
400 g Kartoffeln
400 g Möhren
175 g Wirsingkohlblätter
160 g Zwiebeln
120 g durchwachsenen Speck
Öl
2 Lorbeerblätter
2 Nelken
25 g Margarine
1 Schuß Milch
1 Prise weißer Pfeffer
Salz

Zubereitung
Erst einmal die dicken Rippen aus den Wirsingblättern herausschneiden und danach die selbigen in feine Streifen. Kurz blanchieren.
Den Speck und die Zwiebel würfeln und mit den Wirsingstreifen langsam in einer Pfanne schmoren. Dabei immer wieder wenden.
Die Möhren und Kartoffeln putzen, würfeln und mit den beiden Lorbeerblättern und den Nelken sanft kochen, bis sie gut weich sind.
Abgießen, aber etwas Kochwasser zurücklassen. Lorbeerblätter und Nelken herausnehmen. Margarine und einen Schuss Milch zu den Kartoffeln und Möhren geben und stampfen.Mit Salz abschmecken. Die Wirsingblätter mit Salz und weißem Pfeffer abschmecken. Beides zusammen servieren.

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Die Gesamtausgaben belaufen sich auf 1,51 Euro. Das läßt mir etwas Luft für das Abendessen. Anstatt eines Suppenknochens als Grundlage, entscheide ich mich für ein preiswertes Stück Suppenfleisch (Querrippe). Dann ist die Suppe gehaltvoller, wenn ich das kleingeschnittene Fleisch hineingebe.

Graupensuppe mit Brot
Zutaten
200 g Suppenfleisch Querrippe
1 Stange Lauch
1/4 Sellerieknolle
100 g Möhren
400 g Kartoffeln
1 Zwiebel
100 g Graupen (die Dicken, auch Kälberzähne genannt)
25 g Margarine
Salz
Majoran
Brot

Zubereitung
Das Kartoffeln, die Zwiebel und das Suppengemüse rüsten und klein schneiden. Das Suppenfleisch in kaltem Wasser mit Lorbeerblatt und Nelken aufsetzen und so lange köcheln, bis das Fleisch gar ist. Das Fleisch herausnehmen, die Knochen auslösen und das Fleisch klein schneiden. Das Suppengemüse inkl. der Kartoffeln in heißer Margarine anrösten. Mit der Brühe auffüllen und die Fleischwürfel mit den Graupen zur Suppe geben. Nach ca. 20 Minuten sind die Graupen gar. Jetzt mit Salz und Majoran abschmecken.

Dazu gibt es pro Person 2 Schnitten Bauernbrot.
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Gesamtausgaben für 2 Mahlzeiten für zwei Personen: 4,05 €uro

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7 Antworten zu Möhren-Kartoffelstampf mit geschmorten Wirsingstreifen und Speck / Graupensuppe und Brot

  1. Susanne sagt:

    Alle Wetter – was warst Du schnell! Und auf eine Idee gebracht hast Du mich außerdem auch noch :-)

  2. Alle Achtung!
    Das ging ja RatzFatz und perfekt in der Ausführung.
    Eine schöne Geschichte und fast noch schönere Tabellen zur Berechnung. ;-)

    Vielen Dank fürs mitmachen.
    Mit leckerem Gruß, Peter

  3. Eva sagt:

    Siehste, da haste wieder was, um das Herr H. dich glühend beneidet. ;-) Ich bin kein großer Fan von Pürees, aber er liebt sie. Das mit dem Wirsing klingt viel versprechend.
    Und, ja, du warst rasend schnell, ich habe aber auch schon was halb fertig. :-)
    Liebe Grüße,
    Eva

  4. WildeHenne sagt:

    Arbeiterküche…? Seelenfutter nenn ich das! Grad heute Mittag gab es einmal mehr Möhren-Kartoffelstampf. Das Küken und ich haben uns fast reingelegt. Nix Wirsing und Speckwürfel dazu, dafür eine Schüssel Salat. Und dann aufs Sofa, wohliges Bäuchlein reib und kleines Mittagsnickerchen… ;-)

  5. Da sieht man mal, mit wie wenig Geld man auskommen kann. Sehr leckeres Mahl und auf jeden Fall saisonal.
    Lg Monika!

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