Wenn das Jahr sich zu Ende neigt, kommen auch die Dank- und Gedenkfeste. Bald nach dem Erntedankfest gedenken wir an Allerheiligen und Allerseelen der Verstorbenen. Die Kinder hingegen erwarten sehnsuchtsvoll das Fest des Hl. Martin. Mit ihren Laternen ziehen sie in der Dämmerung durch die Straßen und erhalten süße Gaben. Damit neigt sich auch der kirchliche Festkreis seinem Ende zu.
Mit Ritualen haben die Menschen in der Vergangenheit versucht, sich immer wieder mit der Natur zu versöhnen. Dabei vermischten sich christliches und vorchristliches Gedankengut. Es ist spät im Jahr und bald kommt der Advent. Jetzt sucht „Sankt Nikolaus“ die Kinder heim. Der Advent ist die stillste Zeit im Jahr, wie es im Liede heißt. Es ist die Zeit der frohen Zuversicht und der gläubigen Hoffnung. Aber in der heutigen Zeit haben viele Menschen das vergessen und die Eile und die Geschäfte bestimmen ihr Leben.
Bereits im November beginnt die Adventsbäckerei. Dazu gehören in den unterschiedlichsten Kulturkreisen Gebildbrote.
Brot erfuhr über viele Jahrhunderte eine besondere Verehrung und Wertschätzung. Das Brot und Gebäck zu den kirchlichen Festtagen wurde besonders gestaltet. Für dieses Brot und Gebäck verwendete man nur besondere Zutaten wie Weizenauszugsmehl, Zucker oder Honig, Butter, seltene Gewürze und Trockenfrüchte. Meist waren die Gebildbrote aus Hefeteig. Es gab auch noch Schmalzgebackenes und Lebkuchenformen.
Im ländlichen bäuerlichen Bereich war die Herstellung der Gebildbrote im häuslichen Bereich anzutreffen, während in den Städten fast ausschließlich die Bäckereien dafür zuständig waren. In der Gegenwart wird dieser Bedarf von Schokolade- und Lebkuchenindustrie schonungslos abgedeckt.
Das bekannteste Gebildbrot ist der Nikolaus, das am 5. und 6. Dezember verschenkt und gegessen wird. Vielfältige Namen gibt es dafür. In Westfalen spricht man vom Stutenkerl. Der war auch nur echt, wenn er eine Tonpfeife hatte. Gut gereinigt von Teigresten diente er uns Jungen für erste Rauchversuche. Tabak hatten wir keinen, trockene Blätter von den Büschen mussten dazu herhalten.
Ein Motiv, das leider in Vergessenheit geraten ist, war die Abbildung der „Himmelsleiter“. Die „Himmelsleiter“ soll ein sehr altes Motiv sein, das in der Frühgeschichte zum Mittsommernachtsfest gebacken und an Knechte, Mägde und Bedürftige als Glücksbringer verteilt wurde. Auch vor Feuer sollte die Himmelsleiter schützen. Interessanterweise habe ich gerade jene Form im Café Peerbooms in Kempen wiederentdeckt. Gemeinsame Spiralen bilden die Stufen der “Himmelsleiter”. Hier heißt das Gebäck aber Neujährchen.
Ich möchte mich jedoch nicht in der Vielzahl von Gebildbroten verlieren, sondern zurück zum vorweihnachtlichen Gebäck kommen. Das bekannteste Gebildbrot ist heute der Spekulatius. Er kommt aus Westfalen und dem Rheinland – und selbstverständlich auch aus den Niederlanden und Belgien, wo er aber ganzjährig gegessen wird und nicht nur zur Weihnachtszeit. Geformt wird er mit Modeln und stellt traditionell die Nikolausgeschichte dar. Durch sortieren konnte man die Bilder legen und die Geschichte des St. Nikolaus erzählen. Inzwischen gibt es aber vielfältige Muster.
Nicht gleich als Gebildbrot zu erkennen sind die Printen. Der Name entwickelte sich aus dem englischen „print“ und dem niederländischen „prent“. Der Name bezieht sich dabei auf die Verwendung von kunstvoll geschnitzten und bedruckten Holzmodels, in die bei der Herstellung des im 15. Jahrhundert eingeführten damaligen Gebildbrotes der Teig eingelassen und gedrückt wurde.
Ursprünglich stammten die Printen unter anderem aus dem belgischen Dinant. Dort wurde der Lebkuchen in Formen gepresst und unter der Bezeichnung „Couques de Dinant“ als so genanntes Gebildbrot angeboten und gilt dort bis zum heutigen Tage als eine bekannte Spezialität der Maasstadt. Kupferschläger aus dieser Region, die sich ab dem 15. Jahrhundert aus politischen und wirtschaftlichen Gründen mit ihren Familien unter anderem im Raum Aachen niederließen, brachten ihre Tradition zur Herstellung des Gebildbrotes aus Lebkuchenteig mit. (Wikipedia)
Ich mach mir nicht die Arbeit und backe „Printen“ selber, sondern kaufe sie im bereits erwähnten Café Peerbooms in Kempen. Sie sind sehr empfehlenswert. Wer sie aber selber backen möchte – hier das Rezept für Kräuterprinten:
Zutaten
600 g Weizenmehl
500 Zuckerrübensirup
150 g Grümmel (braun) – ist kleingebrochener Kandis
100 g Zucker
5 g Pottasche1 Prise Muskatnuss
1 Msp. Kardamomsamen (gemahlen)
1 EL Anis
1 EL Rum
1 EL Koriandersamen (gemahlen)
1 geh. TL Zimt
1 Msp. Piment
1 Msp. Natron
50 g Mandeln
1 Eiweiß
wenig Wasser
Zubereitung
Den Sirup mit dem Zucker in einem Topf erhitzen, bis der Zucker sich gelöst hat. Vom Herd ziehen. Mit dem Mehl zu einem Teig verkneten. Luftdicht verschließen und mindestens über Nacht, besser einige Tage oder Wochen an einem kühlen Ort ruhen lassen. Die Pottasche in etwas Wasser auflösen. Die Gewürze und den Grümmel unterkneten.
Den Teig knapp 1/2 cm dick ausrollen und in Rechtecke schneiden und bei 200 Grad etwa 15 Minuten backen.
Nach Wunsch mit halbierten Mandeln verzieren und die Printen vor dem Backen mit gequirltem Eiweiß bestreichen.