Fojnica und eine Einladung in einer bosnischen Familie

Wir waren zweimal in einer bosnischen Familie zum Essen eingeladen. Durch die hüglige Umgebung nördlich von Bosnien kamen wir nach Fojnica. Bekannt wurde der Ort durch seine heilsamen Quellen und ein geschichtsträchtiges Franziskanerkloster.

Es war das erste Franziskanerkloster, das in Bosnien gegründet wurde. Im Mittelalter war Fojnica auf Grund des Gold- und Silberbergbaus ein bedeutender Ort. Noch heute kan man in den Flüssen und Bächen bei Fojnica Gold waschen. Wann genau das Kloster erstmals errichtet wurde, kann man nicht so genau sagen. Aber man weiß, dass es im Laufe der osmanischen Eroberung wurde es mehrfach abgerissen. Die Mönche bauten es immer wieder auf. Die Franziskaner kamen, um zu missionieren. Zunächst hatten sie einen schweren Stand beim bosnischen Volk, weil sich die Mehrheit des Volkes und des Adels zur bosnischen Kirche bekannte. Doch nachdem man den Ban Stjepan II. Kotromanić bekehrt hatte, konnten verbreiteten sie von hier die Lehren der Kirche.

„Schauen Sie sich unsere Bibliothek an“, forderte uns der Franziskanerpater Mirko Majdandzic auf, während wir gemeinsam einen Kaffee getrunken haben. Eine sehenswerte Sammlung mit alten Handschriften in Bosančica – eine westliche Form der kyrillischen Schrift. Nur wenige Menschen haben sich die Kenntnis dieser Schrift bis ins 20. Jahrhundert bewahrt. Das bedeutendste Schriftstück dürfte die  Ahdnama von Sultan Mehmed II. von 1464 sein. Die Franziskaner erkannten in der Ahdnama den Sultan als ihren Herrscher an und ihnen wurde im Gegenzug Religions- und Wirkungsfreiheit gewährt. Es ist das älteste bekannte Menschenrechtsdokument.

Am späten Vormittag erreichten wir das Haus der Familie N. in der Nähe von Kiseljak. Es würde den Rahmen hier sprengen, auch noch ausführlich über Kiseljak zu berichten, aber es sei erwähnt, dass hier eine bedeutende Mineralquelle abgefüllt wird und in ganz Bosnien unter dem Namen Sarajevski kiseljak vertrieben wird. Ein ganz hervorragendes wohl-schmeckendes Wasser!

Snježana N. erwartete uns bereits . Ein Essen in einer bosnischen Familie ist ein großartiges Erlebnis, vor allem, wenn man von so einer exzellenten Köchin wie Snježana N. bewirtet wird.

Sie bestand darauf uns ihr Refugium zu zeigen. „Alles, was ich verarbeite ist absolut frisch und das meiste aus meinem Garten und von meinen Tieren. Neben eine großen Hühnerschar hielt sie zwei Schweine, die im November gemetzgert werden. Speck, Schinken und Würste bereitet sie selber zu. Dazu kam ein großer Garten mit allerlei Gemüsesorten. Ich glaube, ich habe nie so gute, aromatische Tomaten gegessen, wie jene, die aus Ihrem Garten kamen und die sie uns als Salat servierte. Jetzt sollte man wissen, dass es nicht nur an den Tomaten gelegen hat. Das Dressing, das den Geschmack unterstützt war so ausgewogen, dass der Salat eine Harmonie war.

Der Besuch in einer bosnischen Familie ist ein großartiges Erlebnis. Die Gastfreundschaft, die bezeugt wird und der Stolz auf die heimischen Produkte sind beides übermäßig. Übermäßig war auch die Kochkunst von Snježana N. – das wurde mir aber erst bewusst, als ich einige Wochen später versuchte einen der vielen Gänge nachzukochen. Nach einigen Vorspeisen war ich schon satt, als die Köchin Sarma auftrug. Sarma kannte ich aus der griechischen Küche: diese kleinen gefüllten Rouladen aus Weinblättern. Nicht so das bosnische Sarma. Ganze Kohlköpfe lässt man in milchsaure Gärung übergehen und dann werden die Blätter analog unseren Kohlrouladen gefüllt. Dazu gibt es noch eine separate Fleischspeise. In unserem Fall, waren das hausgeselchte und geräucherte Schweineripp-chen.

Sarma

Wenn ich dann in anderen Blogs lese, dass Sarma ein Traum der Kindheit war, jetzt konnte ich das verstehen. Ich habe versucht Sarma nachzukochen. Rezepte gibt es im Internet zu Hauf – aber es war nicht annähernd so gut, wie jenes in der Familie N.

Da es so viele Rezepte für Sarma im Internet gibt, werde ich kein weiteres hinzufügen. Wenn ich aber nächstes Jahr nach Kiseljak komme und mein Verständnis für die kroatische Sprache besser ist, hoffe ich, dass mich  Snježana N. in einige ihrer Küchengeheimnisse einweihen wird.

Nicht zu vergessen, überall hin begleitete uns Djuli

Liebe Snježana, Dein Essen war ein Erlebnis und ungemein gut. Danke noch einmal vielmals.

P.S. Am nächsten Tag gab es ein ebenso gutes Essen in der anderen befreundeten Familie.

Dieser Beitrag wurde unter Eintöpfe, Rezepte abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar