In der nahen Schweiz findet man sie wieder auf allen Weihnachts- und sonstigen Märkten: die Militärkäseschnitte. Nicht, dass es in der Schweiz nur Käseschnitten beim Militär gibt. Erstens ist sie allgemein beliebt und zweitens hat lamiacucina auch bereits eine zivile Käseschnitte beschrieben.
Nun gibt es Käseschnitten nicht nur in der Schweiz. Der Einfachkeit halber lasse ich jetzt alle Länder weg, die da etwas zu bieten haben. Nur eines möchte ich jetzt näher betrachten. Vielleicht auch, weil diese Region nicht unbedingt für ihre Küche bekannt ist: Wales.
In Wales heißen die Käseschnitten erst einmal ganz inhaltsfremd: Welsh Rarebit oder auch Welsh Rabbit, was in bestem Hochdeutsch: Waliser Kaninchen bedeutet. Das Wort rarebit kam erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf, bis dahin sprach man mindestens zwei Jahrhunderte zuvor allgemein vom Rabbit. Die Waliser waren angeblich so arm, dass sie sich nicht einmal das billigste Fleisch leisten konnten. Ob es der Wahrheit entspricht, weiß ich nicht. Aber alle Waliser lieben Käse, und diese himmlische Kombination aus knackig Toast und geschmolzenem Käse ist auf jeden Fall nicht zu verachten.
Der Käse
Die meisten Rezepte fordern Cheddar als Käse. Ich vermute aber, dass ist einfach so, weil die die meisten englischen Haushalte Cheddar als Vorrat im Kühlschrank haben. Man kann natürlich alle möglichen Käsesorten nehmen, traditionell sollte es ein englischer Hartkäse sein. Ob Cheddar, Doppel gloucester, Cheshire und Lancashire ist vollkommen egal. Und ich sage es gleich, ich selber nehme heimische Käsearten. Nur zu alt, zu gereift, sollte der Käse für ein Welsh Rabbit nicht sein.
Der Toast
In den letzten Jahren wird als Unterlage gerne Vollkorntoast genommen. Guter Vollkorntoast hat eine interessante Struktur und einen angenehmen malzigen Geschmack. Wobei man jeden anderen Toast nehmen kann, anderes Brot erfüllt den Zweck nicht. Der Toast darf aber nicht zu weich sein, sonst wird er unter dem Käse etwas zu breiig. Ich persönlich nehme auch geröstetes Bauernbrot, dass sehr gut dazu passt. Ich habe ja bereits beim Käse den „puristischen Weg“ verlassen.
Die Flüssigkeit
Um den Käse in einen flüssigen Zustand zu bringen, braucht man (nicht unbedingt) weitere Flüssigkeit. Jedenfalls habe ich in Rezepten von Milch, Bier, Apfelwein und Portwein gelesen.
Der Apfelwein ist in diesem Fall zu sauer für meinen Geschmack, Bier oder Wein ist nicht schlecht. Ich entscheide mich je nach der Situation, was offen da ist. Ich habe auch schon gelesen, dass man eine weiße Sauce mit aufgeschlagenem Eiweiß verwendet. Das ergibt aber eher eine luftige Soufflé ähnliche Masse, hat aber nichts mehr mit Welsh Rabbit zu tun.
Gewürze
Ich mag Englisch Senf in meinem Schnitten, nur ein wenig. Worcestershire-Sauce ist ein Muss. Auf jeden Fall sollte man etwas grob gemahlenen schwarzen Pfeffer zugeben.
Hier mein Rezept für 2 Personen
Zutaten
1 TL Englisch Senfpulver
3 EL dunkles Bier oder Wein
30 g Butter
Worcestershire-Sauce, nach Geschmack
schwarzer Pfeffer
100 g Bergkäse gerieben
75 g Greyerzer gerieben
2 Eigelb
2 Scheiben Brot
Zubereitung
Das Senfpulver zu einer Paste anrühren und dann die Butter und ca. 1 TL Worcestershire-Sauce hinzufügen. Wenn es zu wenig Worcestershire-Sauce ist, kann man später immer noch etwas mehr zugeben. Alles leicht erwärmen, bis die Butter geschmolzen ist.
Jetzt gibt man den Käse hinein und unter Rühren lässt man ihn schmelzen, aber auf keinen Fall aufkochen. Sobald er glatt ist, kommt der Pfeffer dazu und man kann ihn nachwürzen. Vom Herd nehmen und abkühlen lassen, bis er lauwarm ist. Aufpassen, damit der Käse nicht zu fest wird.
Das Toastbrot auf beiden Seiten unterm Grill vorgrillen. Jetzt das Eigelb in die warme Käsemasse rühren und diese mit einem Löffel auf dem Toast verteilen. Grillen, bis der Käse Blasen bildet und golden ist. Sofort servieren.
Welsh Rarebits sind tatsächlich eine extrem feine Sache. In einem anderen Leben ;-) habe ich mich mal sehr mit dem Thema der Herstellung beschäftigt. Ich mag sie am liebsten mit Bier in der Käsemasse und zu einem Glas halbtrockenen Cider. Genau wie im schönen Wales in einem gemütlichen Pub.
Liebe Grüße, Monika
Oh Du kennst Dich aus! Das gefällt mir.
Liebe Grüße Gerd
Ich gestehe: das ist mir vollkommen neu.
Klingt mächtig, aber auch sehr verführerisch, da ich alles mit geschmolzenem Käse sehr gerne mag.
Die Küche von Wales ist in mancher Hinsicht nicht jedermanns Sache und darum recht unbekannt. Das Welsh Rabbit ist aber ein echter Höhepunkt.
An diesen Tagen, wo Briefkästen und Blogs von Menuempfehlungen nur so überquellen, ist eine Käseschnitte eine wahre Wohltat.
Sie ist wärmend: Leib und Seele!
wo = an denen. Der Dialekt schlug durch.
Als Kind habe ich, als wir ‚endlich‘ eine Mikrowelle bekamen, immer Brot im Toaster geröstet, dann mit Kräuterbutter bestrichen, mit Gouda belegt und dann für eine Minute in der Mi geschmolzen – ich habe es geliebt, heute ist es unvorstellbar (und auch unmöglich, denn ich habe keine Mi mehr) und in Deiner Variante schmeckt es sicherlich um Längen besser.
Liebe Grüße, Tanja
So wüste kulinarische Sitten kenne ich auch. Probier einmal diese Methode.
Liebe Grüße
Gerd
Erst Eline und jetzt Du! Die Welsh Rarebits erleben ja eine wahre Renaissance :-) – ich kenne die noch aus dem Buch „Es muss nicht immer Kaviar sein“!
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
.. und ich kenne es aus Pups nach dem 3. Pint Fullers Organic Honey Dew.
Liebe Grüße aus meiner Küche
gerd
Und ich kann nur ganz fest hoffen, dass Herr H. heute zuviel zu tun hat, um bei dir vorbeizuschauen. ;-)
Liebe Grüße,
Eva
Ja gönnst Du ihm nicht mal ein Käsebrot?
Natürlich. :-)
Käse…und dann noch in dieser Firm :-) Herrlich. Und dank Dir weiß ich ja nun, wie ich das zuhause in Perfektion hinkriege.
Das kriegst Du hin, das kriegt fast jede englische Hausfrau hin, dann erst recht Du!
Das wäre jetzt das perfekte Mittagessen! Ich finde es total schön, einfaches Essen so zu zelebrieren, wie du das machst. So liebevoll gemacht kann es seine ganzen Stärken zeigen!
… und dazu dann ein Salat!
Klingt schmackhaft, lecker. Eine Frage: Trinkt man das Bier oder den Wein beim Zubereiten oder beim Essen? Mir wäre vom Bier eine Flasche lieber, vom Wein etwas weniger. So kleine Mengen würde ich eher irgendwo bei der Zubereitung in die Käsemasse geben :-)
3 EL in die Käsemasse. Am liebsten „Fullers Organic Honey Dew“. Dann den Rest von 0,5 l beim Kochen und zum Essen ….
Ein Käsebrot deluxe! Würde ich jetzt auch nehmen.
Hatte ich bisher so noch nie zubereitet, werde ich aber mal probieren :)
Das ist gut! Ich hoffe Dir schmeckt es ebenfalls.
könnte ich mir gut nach diversen bieren an einer unvernünftigen night out vorstellen, allerdings mache ich das nur höchst selten. gut gefällt mir, dass hier der esser nur mit 50g geschmolzenen käse konfrontiert wird und nicht wie beim fondue oder raclette mit unmengen. nachher bräucht ich noch einen schnaps.
Ich träume mich jetzt in das mir bisher unbekannte Wales und freue mich daran, dass früher Fleisch noch etwas besonderes war und man aus Käsebrot eine Kunst gemacht hat. Danke dafür!
Es ist überhaupt eine Kunst aus Wenigem etwas besonders Gutes zu machen.
Wunderbar.
Bei uns gab es zu Hause oft eine DDR Spezialität „Karlsbader Schnitte „.
Das ist ein leicht gebutterter Toast auf den 1 Scheibe gekochter Schinken kommt und darüber Käse, viel Käse. Das wurde dann überbacken und mit Worchstershire Sauce gewürzt serviert.
Warum das ausgerechnet Karlsbader Schnitte hieß, weiß ich leider nicht.
Liebe Grüße, Ute
Ja, die DDR hatte so einige besondere Speisen zu bieten. Angefangen beim Broiler und endend beim Gewürzfleisch, oder der „Toten Oma“ oder …. Auf jeden Fall gehörte die „Karlsbader Schnitte“ dazu. In Karlsbad war sie nicht bekannt. Aber es gibt so viel kulinarisch Eigenartiges auf der Welt, dass man sich darüber keine Gedanken machen muss. Wann ist die Karlsbader Schnitte entstanden? Es war so in den 50ern, als im Westfernsehen ein Koch namens Clemens Wilmenrod die Küche und Mägen mit einer klebrigen Neuheit durcheinander brachte: Toast Hawaii. Zwar schmeckte die Stulle mit Käse, Schinken und Dosen-Ananas schon immer seltsam, aber um guten Geschmack ging es ja auch nicht. Sondern darum, Sehnsucht zu essen. Diese Sehnsucht gab es auch in der DDR und der Toast Hawai war beliebt und begehrt. Nur war Hawai nicht linientreu und ein findiger Kopf kreierte die „Karlsbader Schnitte“.
Mit lieben Grüßen
Gerd
Ahhh, und es gab Ananas auch nur im Delikat.
Dankeschön.
Delikat kenne ich nicht. War das eine „Feinkostkette“?
Das ist die einzige Art, wie ich mir Kaninchen gefallen lasse ;-)
Da gehen wir einig!
Weshalb musste ich bei Käseschnitte an Süßes denken? Schön, dass es sich um etwas vollkommen anderes handelt. LG Claudia
Ach, da ist ja dein Hase! Und ich hatte ihn sogar kommentiert, aber der ist meinem löchrigen Hirn wieder entsprungen. ;)
Das geht mir auch so, ich vergesse zu viele Dinge.