Die Kumpels im Ruhrgebiet, die Bauern im Münsterland, ja eigentlich alle Westfalen waren fromme Menschen. So erfolgten die Zeitangaben meiner Urgroßmutter stets in Gebeten. Der Rührkuchen musste fünf „Vater Unser“ und fünf „Gegrüßet seist du Maria“ gerührt werden. Laut gebetet – damit man den Finger nicht in den Teig stecken konnte.
Ihr Glaube war bodenständig und so gestaltet, dass die Menschen ihn sich vorstellen konnten. In der Soester Kirche St. Maria zur Wiese zeugen die Kirchenfenster davon. Das letzte Abendmahl wird so dargestellt, wie es für einen Westfalen gewesen sein muss: mit einer Kanne Bier, mit einem Schweinskopf und einem Schinken auf dem Tisch.
Ein traditionelles Gericht in Dortmund ist der Dortmunder Rosenkranz. Bratwürste mit Schieben. Die Bratwürste ersetzen sinnbildlich die Perlen dieser Gebetskette. Schieben, das sind die gebratenen Kartoffelscheiben. Manche Volkskundler glauben, dass der Name vom abendlichen Rosenkranzgebet der Familie stammt. Nach dem Gebet kam das Essen auf den Tisch. Kann auch stimmen, da ja auch noch andere Beziehungen zwischen leiblichen Genüssen und christlichem Glauben nachzuweisen sind. So sprach mein Urgroßvater vom Kornbranntwein stets als „das reine Wort Gottes“.
Der Rosenkranz auf Dortmunder Art besteht aus geräucherten Mettendchen im Stück, mit denen man die Pfanne kreisförmig auslegen kann. In anderen Gegenden des Ruhrgebietes hält man sich an frische Mettbratwürste.
Zutaten
750 g speckig kochene Kartoffeln als Pellkartoffeln, am Tag vorher gekocht
1 Ring Bratwürste, geräuchert oder frisch
1/8 l Fleischbrühe
2 – 3 Zwiebeln
Salz
Zubereitung
Bratwurstring kreisförmig an den Rand einer großen Deckelpfanne legen und im heißen Fett anbraten, dann wenden, ihn kurze Zeit weiterbraten.
Kartoffeln abpellen und in dünne Scheiben schneiden, in die Mitte der Pfanne geben.
Zwiebeln schälen und in feine Würfel schneiden, auf den Kartoffeln verteilen und 10 Minuten unter gelegentlichem Wenden anbraten, dann die heiße Fleischbrühe angießen, den Deckel fest verschließen und die Wurst mit den Kartoffeln garen.
In der Pfanne servieren.
Hallo! Als gebürtige Dortmunderin muss ich leider bekennen, dass ich das Wort Schieben vorher noch nie gehört habe. Meine Mutter nannte sie früher ganz lapidar gebratene Kartoffelscheiben. Nichtsdestotrotz wird es bei uns heute Abend Dortmunder Rosenkranz auf meine Art übernommene Art geben. Ein wenig Himmel wird auch dabei sein, denn dazu gibt es traditionell Apfelkompott. Auf das ein kleines Fußballwunder in Dortmund geschehe. ;-)
Liebe Grüße aus dem Münsterland, Monika
Schieben kommt wohl aus dem Plattdeutschen. Bei mir daheim wurde von der Großmutter „Dortmund Platt“ gesprochen.
Ich wünsch Euch einen guten Appetit und möge das Wunder geschehen!
Liebe Grüße vom Bodensee